Bei dem vielen Training ist es wirklich längst mal an der Zeit zu schauen, ob ich Triathlon kann. Der Verein tritt heute fast geschlossen in Seligenstadt an und bei "fast geschlossen" sind der Zeugwart und ich eben auch am Start.
Als wir das Auto beladen regnet es. Und dass, wo wir heute ja Sonne bestellt hatten.
Wir treffen den Rest des Crew bei der Startnummernausgabe und schauen uns die zweite Wechselzone schon mal an. Als wir unsere Schuhe abstellen, lasse ich sie in der Tüte, in der Hoffnung, dass sie nicht komplett durchnäßt werden, bis ich später komme um sie anzuziehen.
Dann fahren wir als Team zusammen zum See nach Mainflingen. Dort angekommen stellen wir die Rädchen in der Wechselzone ab und ich baue alles auf, wie im Lehrbuch beschrieben. Ich habe sogar eine Flasche mit Wasser zu abspritzen der Füße und ein Handtuch. Als alles platziert ist, gehen wir zum See. Der Zeugwart läuft mit mir die Strecke vom Wasser zur Wechselzone ab, und ich merke mir die Schritte zwischen den Bäumen und vor allem um die Ecke, als es dann ohne Flatterband zur Orientierung zum Rad geht. Auf meinem Lenker habe ich meine orange Jacke platziert, so dass ich mein Rad leicht finde. Ich kann es schon von weitem sehen. Das ist echt gut. Die Jacke ist Gold wert.
Nachdem wir der Wettkampfbesprechung gelauscht haben, begeben wir uns ins Wasser. Es ist gar nicht so kalt, wie jeder denkt und da es sowieso auch nicht zu ändern ist, starte ich schon mal meine Uhr. Es ist noch eine Minute bis zum Start.
Als die Sirene zum Start ertönt, überlege ich noch kurz und schwimme dann los. Was ich überlegt habe weiß ich nicht... aber lustigerweise harrte ich noch kurz aus. Hi hi. Es geht einmal im Kreis um den See und ich schwimme und schwimme. Zwischendurch sehe ich ein paar Fische, durchschwimme einen Schlingpflanzenwald und navigiere prima.
Mein Gefühl sagt mir, dass ich ganz schön nach hinten durchgereicht werde und als ich nach 13:40Minuten aus dem See steige kann ich es kaum glauben, wie schnell die anderen so schwimmen können. Den Weg vom See zur Wechselzone absolviere ich am Flatterband so dass ich eine gute Orientierung habe. Das paßt.
In der Wechselzone finde ich mein Rad dank oranger Jacke sofort und lege mit meinem Wechselkram los. Füße abspritzen, abtrocknen, Schuhe an, Schwimmbrille und Badkappe aus, Brille und Helm auf, Startnummer um... alles in den Beutel packen und dann samt Rad durch die Wechselzone laufen.
Das Schieben hinten am Sattel klappt einfach hervorragend. Diese Trainingseinheit mit dem Zeugwart war super. Ich stoße mich nicht an einer Pedale und kontrolliere das Rädchen ganz souverän, wie ein großer Triathlet. Wunderbar. Am "Balken", der hier in Seligenstadt eher eine Latte als ein Balken ist, steige ich auf und fahre los.
Radfahren ist anstrengend, aber ich halte mich immer zwischen 27km/h und 30km/h auf und finde mich super schnell.
Es gibt viele Windschattengruppen auf der Strecke, aber egal. Ich fahre mein eigenes Rennen und es macht mir sogar viel Spaß. Einer vom Trainergespann steht an der Strecke und macht Bilder von uns. Das ist total nett. Besonders witzig finde ich, dass ich keine Ahnung habe, dass er es ist, als er meinen Namen ruft und eine Radrunde lang überlege, ob er wirklich meinen Namen gerufen hat oder ob ich mir das eingebildet habe. Ich versuche sogar zu prüfen, ob hinter mir eine andere Frau fährt, die genauso heißen könnte. Wenn ich die Energie in das Kurbel gesteckt hätte wäre ich bestimmt noch mindesten 1km/h schneller gewesen.
Auf dem Rad bin ich so aus der Puste, dass mir das Trinken schwer fällt... aber es paßt schon irgendwie.
Als mich in der vierten Radrunde die Mädels überholen und ich ihnen noch eine Nettigkeit hinterherbrüllen kann, schalte ich sogar noch mal hoch, denn wer noch Puste zum brüllen hat, kann auch schneller machen. So sagt es zumindest der Titan und der ist sehr weise, hat daher praktisch immer recht und deshalb gibt es nur eine Möglichkeit: hoch mit dem Gang.
Ich biege kurz nach den Mädels in die Wechselzone ab und bin ganz schön wackelig auf den Beinen.
Der Wechsel klappt aber wirklich gut, und fast schon fix bin ich auf der Laufstrecke. Ich schnaufe ganz schön. Es geht in den Wald rein. Erst auf Asphalt, dann auf einem schlammigen Waldweg. Der schluckt die letzte Energie aus meinen Beinen. Ich mag Asphalt, da kann ich einfach viel besser drauf laufen.
Als ich auf dem Rückweg zur Wechselzone bin, kommen mir die ersten der zweiten Startgruppe entgegen gerannt. Und auf meinen letzten 300m treffe ich noch auf den Zeugwart. Den feuer ich noch flott an und dann geht's nur noch geradeaus ins Ziel.
Das Team macht eine Welle für mich. Sie können sich bestimmt gar nicht vorstellen, wie viel mir das bedeutet und wie glücklich ich über das Finish dieses Wettkampfs bin.
Der Wettkampf war für mich ein voller Erfolg. Kein einziger Gedanke daran aufzugeben, eine bomben Schwimmzeit, ein schöner Radschnitt und jeden Wendepunkt sauber umfahren (denn auch bei so engen Kurven, bin ich bisher recht unsicher gewesen) und dann noch die Laufstrecke nur 4Minuten langsamer, als meine übliche 5km Zeit. Die Wechsel haben ebenfalls prima geklappt. Ich bin sehr zufrieden.
Und das wichtigste: es hat Spaß gemacht!
Und durchgereicht wurde ich beim Schwimmen überhaupt gar nicht... aber das habe ich erst im Nachhinein erzählt bekommen.
Alle Bilder wurden von Felix und Robert aus meinem Triateam geschossen.
I know of no single factor that more greatly affects our ability to perform than the image we have of ourselves. (..) The most dramatic changes that take place…occur when you abandon a concept of self which had previously limited your performance. My job is to let go of the concepts and limiting images which prevent me from perceiving and expressing my greatest potential.”
(Timothy Gallwey, author of Inner Game of Tennis; in The Total Runner by Dr. Jerry Lynch)
Gratulation. Das klingt nach viel Spaß.
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