I know of no single factor that more greatly affects our ability to perform than the image we have of ourselves. (..) The most dramatic changes that take place…occur when you abandon a concept of self which had previously limited your performance. My job is to let go of the concepts and limiting images which prevent me from perceiving and expressing my greatest potential.”


(Timothy Gallwey, author of Inner Game of Tennis; in The Total Runner by Dr. Jerry Lynch)

Sonntag, 30. Dezember 2012

Ein frisches Grab

Nachdem ich nicht nur die Teilnahme am Silvesterlauf, sondern auch das dortige Anfeuern wegen diverser Küchentätigkeiten habe sausen lassen, ist heute natürlich trotzdem noch Sport angesagt. Dreimal Küche putzen, karamelisierten Zucker aus Töpfen kratzen, mehrfaches Spülmaschine ein- und ausräumen und einen kleinen Hochzeitskuchen schichten, beschäftigen mich von früh morgens bis zum frühen Nachmittag. 

Dann suche ich mir meine Laufklamotten zusammen und freunde mich mit dem Gedanken an, dass ich dafür nach draußen muß. Es ist ordentlich windig und ungemütlich da draußen. Richtig Lust habe ich keine. 
Heute ist auch der erste Tag in dieser Wintersaison, an dem ich eine lange Laufhose anziehe. Da muß es schon wirklich ungemütlich sein. 

Ich laufe los und mache Ingo's Programm... 45Minuten Fahrtspiel. Ich beginne langsam... soviel Zeit muß sein. Und Fahrtspiel macht auch erst Sinn, wenn ich aufgewärmt bin. Dann läuft es ziemlich gut. 

Ich bin hier wirklich schon länger nicht lang gelaufen. Ganze 8 Wochen war ich durch das Core Training in Darmstadt nicht auf meiner üblichen Laufrunde unterwegs. Und manchmal sind 8 Wochen Laufrunden Pause eben zu lange. 
Zu lange weg um Neuigkeiten direkt zu bemerken, aber nicht zu lange um vertraute Punkte zu erwarten. Und meine Erwartungshaltung ist hoch. Immerhin war ich lange nicht hier, also schau ich genau hin. 

Die Bäume im Schloßpark sind gestutzt, auf meinen Laufpfad fällt dadurch mehr Licht. Die Bänke stehen alle noch so, wie erwartet, die Weiden sind da, der Main hat Hochwasser

und die Gärten sehen wintertauglich aus. Viele Büsche sind eingepackt und Rosenbüsche sind mit Stroh bedeckt. Die Gärtner haben ganz offensichtlich mit Winter gerechnet. 

Und dann laufe ich an einem Garten vorbei in dem bisher immer ein Hund zu Begrüßung saß. 

An meinem ersten Lauf, hier lang... und der ist mittlerweile gute 6 Jahre her, saß er da ganz aufgeregt. Ausgewachsen, aber nicht besonders groß, mit seinem wachsamen Blick, der mir über die gesamte Breite seines Gartens folgte. Er hat nie gebellt, wenn ich vorbei gelaufen bin, aber er hat sich jedes Mal an die gleiche Stelle in seinem Garten gesetzt, wenn ich vorbei lief. 6 Jahre lang, waren wir so irgendwie Laufverbündete.

Heute sitzt er nicht an der Stelle, das sehe ich von weitem. Vielleicht darf er auf seine alten Tage bei dem Wind ins Haus? 

Nein. Das ist es nicht. 

Jetzt sehe ich es. Ein frisches Grab im Garten. Ich interpretiere den Erdhügel mit dem ewigen Licht und dem vertrockneten kleinen Strauß als Grab. Und da er nicht da ist, gehe ich automatisch davon aus, dass es seines sein muß. Es ist ja auch seine Stelle, an der der Erdhügel aufgeschüttet ist. Schade. Ich werde ihn vermissen. In seinem Garten.

Ich laufe weiter, begegne vielen Kindern, die ganz offensichtlich ihre Weihnachtsgeschenke ausprobieren und mit Inlinern, Skateboards und neuen Fahrrädern unterwegs sind. Dafür paßt das Wetter ja. Schnee wäre dafür nicht so gut. 

Und wie die Welt sich so weiterdreht und ich an das frische Grab denken muß, begegnet mir ein neuer Zeitgenosse. Eine Familie, die ich schon öfter auf meiner Laufrunde beim spazieren gehen getroffen habe, hat einen Hundewelpen dabei. 
Der ist nicht nur für mich ganz offensichtlich neu, für ihn scheint die ganze Welt besonders... so auch eine Vorbeilaufende. Die Joggerin, die vor einige hundert Meter vor mir läuft, macht ihm Angst. Ich sehe das auch aus der Entfernung. Die neuen Herrchen schauen etwas ängstlich in meine Richtung, dem kleinen Welpen gleich zwei angsteinflößende Jogger auf einmal bzw. so kurz hintereinander zuzumuten finden sie offensichtlich nicht sehr gelungen. Das verstehe ich. Kurz bevor ich das neue Hundebaby erreiche verfalle ich in eine Gehpause und stelle mich ihm vor. 
Dafür muß ich nicht viel machen... ich gehe einfach vorbei, grüße freundlich und er tapst auf mich zu und riecht an meinen Schuhen. Nach einem kurzen Innehalten und einem Danke der Besitzerin verfalle ich wieder in einen langsamen Laufschritt und weiter geht's. 

Das ist der Lauf der Welt. Einer geht, ein Neuer kommt. Ich bin nach knappen 8km wieder daheim. 

2 Kommentare:

  1. Schöner Post! Aber irgendwie auch traurig. So ist es aber im Leben, das alte geht, das neue kommt. Wie das neue Jahr :-) wünsch dir einen guten rutsch! LG

    AntwortenLöschen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.