I know of no single factor that more greatly affects our ability to perform than the image we have of ourselves. (..) The most dramatic changes that take place…occur when you abandon a concept of self which had previously limited your performance. My job is to let go of the concepts and limiting images which prevent me from perceiving and expressing my greatest potential.”


(Timothy Gallwey, author of Inner Game of Tennis; in The Total Runner by Dr. Jerry Lynch)

Dienstag, 4. Dezember 2012

Ich bin Rudolf.

In typisch deutschem Weihnachtswetter, 5°C und Regen, fahren wir heute nach Darmstadt. Ich habe in dieser Woche keine Hausaufgaben geturnt, weil der Samstag mich mit den vielen Krämpfen so richtig gebeutelt hat. Der Zeugwart dagegen war gestern Abend fleißig und hat unser Wohnzimmer in eine Sportbox verwandelt. Wenigstens hat der Trainer via Nachricht angekündigt, er hätte mein Leiden gesehen, es täte ihm leid und diese Woche würde es langsamer von statten gehen.

Heute geht es im Sportclub in Darmstadt also weiter mit dem Athletik-Programm. Die Gruppe vor uns ist heute erstaunlich groß und weil sie sich richtig abmühen, verschwinde ich besser erst mal in die Umkleide. Als ich fertig bin und den Fitten zuschaue denke ich -wie so oft- dass 90% der Übungen für mich einfach unvorstellbar sind. Da wird sich zum Beispiel hingekniet und Hanteln werden über dem Kopf balanciert. Meine Kennethmuskeln wissen sofort was Sache ist, obwohl sie ja nur auf der Wartebank sitzen. Proaktiv nennt man das wohl? 
In der Arbeitswelt wird das ja oft gerne gesehen.
Zu allem Überfluß kommt eine der Fitten zum nachtanken an die Bank und sagt, dass es heute locker zugehen würde. Ich weiß nicht was in ihrer Flasche drin ist, aber es scheint der Zaubertrank der Gallier zu sein. Oder zumindest etwas sehr ähnliches. Nach locker sieht das Programm beim besten Willen nicht aus.

Ich versuche eins mit der Bank zu werden, denn es sieht stark danach aus, dass wir heute mit Kenneth alleine sind. Das riecht schon ziemlich anstrengend und mir ist sofort etwas unwohl. Also setze ich alles daran unsichtbar zu werden. Klappen tut es nicht.
Und als er uns schließlich ruft und wieder mal nicht zum Schwamm greift, fühlen sich nicht nur meine Kennethmuskeln bestätigt. Wir machen uns warm und ich darf mich an einer Eisenstange versuchen. Die wiegt praktisch nichts, sagt Kennth, aber das ist egal. Ich lerne die Bewegungsabläufe, rücke mein Becken ruckartig nach vorne um die Stange laut Kenneth's Aussage "fast schwerelos" zu machen und übe. Auch eine ganz leichte Stange kann auf Dauer übrigens recht schwer werden, und von schwerelos merke ich auch bisher wenig. Leider. Ich bin da auch wirklich ein Bewegungslegastheniker. Furchtbar. Hoffentlich sieht keiner zu. Kenneth sagt, wenn ich die Bewegungsabläufe kann, werde ich die Übungen mit Gewicht auf der Stange durchführen. Ich hoffe inständig, dass ich dämlich bin und die Übungen nicht hinbekomme, bis der Athletikkurs vorbei ist. Das Ganze auch noch mit Gewicht wird mich umbringen. Ganz sicher. 

Als wir fertig sind stemmen wir Kettlebells. Auf dem Rücken liegend jeweils eine 8kg Kettlebell in die Hand und dann senkrecht nach oben damit. Himmel, wie anstrengend. Sind doch nur 8kg pro Arm. Schummeln kann man hier auch nicht, aber das ist im Kurs ja eh verpönt. Ich würde ja nur mich selbst beschummeln... also stemme ich fleißig. 8g sind unglaublich schwer. 
Nach 4 Wiederholungen für jeden Arm geht es wintergerecht an einen Schlitten. Den beschwert Kenneth vorher mit 30kg, die er federngleich durch die Halle trägt,  und dann ziehe ich ihn im sitzen über die komplette Hallenlänge bis zu mir. An einem dicken Tau. Und wieder muß ich mich fragen: wer kommt auf solche Ideen, und warum liegen eigentlich keine Geschenke auf dem Schlitten?
Der Schlitten wiegt so sicherlich schon ordentlich was, aber mit 30kg extra ist es wirklich hart. Jetzt noch eine rote Nase und ich bin Rudolf.
Der anschließende Taubenstretch ist nur eine halbe Erholung. Außerdem ist der was für die Beine... und bei mir sind die Arme angestrengt. Aber gut.

Ich diskutiere nicht mit dem Trainer. Der ist so schon kreativ genug.

Nachdem ich wirklich schon auf dem Zahnfleisch gehe, erklärt mir Kenneth, dass jetzt Kniebeugen mit Gewichten dran sind. Ich nehme eine Kettlebell vor die Brust und lege los. Die Übung kenne ich. Aber die Rechnung habe ich ohne ihn gemacht...ich soll beide 8kg Kettlebells nehmen und zwar gleichzeitig und damit Kniebeugen machen. Ich glaube es kaum. Schon das Halten der 16kg vor meiner Brust ist super schwer, immerhin soll ich die Ellbogen nach außen drehen und hoch halten. Nachdem ich vier Kniebeugen habe und mächtig aus der Puste bin, fragt mich Kenneth "wieviele hast Du schon?" und ich hauche ihm vollkommen fertig nur ein "vier" entgegen. Seine Antwort darauf ist lediglich, "dann machst Du einfach noch eine" klar, denn es stehen fünf an der Tafel. Also mache ich halt wirklich einfach noch eine. Es bleibt mir ja schließlich nichts anderes übrig. Er hätte ja auch die Chance gehabt mich mit vier gehen zu lassen. Hätte.
Anschließend wird gerudert, was absolut ok und locker ist, denn obwohl ich alles gebe, ist diese Bewegung total leicht für mich.
Jetzt geht es an waagerechte Klimmzüge. Klimmzüge egal in welcher Form sind ja mein Feinde und so würge ich mir auch in dieser Variante wieder was zurecht, es ist nicht feierlich. Überhaupt nicht.

Aber bis zu den Feiertagen ist ja auch noch Zeit. Gott sei Dank.
Immerhin ist der Schlitten auch noch nicht mit Geschenken gefüllt.

Unter der Dusche sehe ich schockiert auf den Schraubverschluss des Shampoos und überlege mir ernsthaft, ob meine Arme es überhaupt schaffen das Shampoo zu öffnen. Da mir aber keiner zu Hilfe kommt, gebe ich einfach mein Bestes. So wie beim Schlitten ziehen. Oder wie beim Kniebeugen machen mit 16kg Extragewicht. Mit gewaschenen Haaren fahren wir heim. Ich träume von den Weihnachtsrentieren. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.