Gut, dass ich mit neuster Technik ausgestattet bin und
deshalb tagsüber regelmäßig über die sozialen Medien prüfen kann, was sich so
ergibt. Heute ergibt sich, dass zusätzlich dazu, dass heute das letzte Mal die
Swimnight am Langener Waldsee statt findet, auch noch eine abschließende
Essensversorgung organisiert wurde. Und es gibt eine Verlosung. Das klingt
wirklich extrem verlockend.
Also informiere ich, auch mit Hilfe der neusten Tricks, den
Zeugwart und wir beschließen, dass wir heute Abend keine Pizza essen werden. Es
sei denn, die von der Swimnight geplante Essensversorgung bietet Pizza. Das weiß man schließlich nicht.
Ich bin heute nicht ganz so gestresst wie sonst. Das mag
auch daran liegen, dass heute Freitag ist? Auf jeden Fall, fahre ich fast
tiefenentspannt zum See, muß keine Sekunde warten und gerate dann tatsächlich
leicht unter Druck, weil ich normalerweise in der Schlange zum Parkplatz mein
Geld raushole. Aber da auch hinter mir keiner ist, sind die 20Sekunden Verzögerung
an dieser Stelle gut zu verkraften.
Umgezogen bin ich schnell. Ich glaube der Neoprenanzug ist
an den Beinen eingelaufen. Dafür ist
mein Hals/ Schulterbereich dünner geworden. Da sitzt der Anzug nämlich
recht locker. Es ist aber sicherlich
müßig sich jetzt darüber Gedanken zu machen. Für diese Feinheiten habe ich dann
im Winter Zeit.
Nachdem wir das Gewinnspiel mitgemacht haben und unsere
Schlüssel ein letztes Mal in diesem Jahr wohlverwahrt wissen, geht’s an den
Strand. Heute ist nicht wirklich viel los. Wahrscheinlich weil Freitag ist?
Oder weil die Saison für die meisten Triathleten schon rum ist? Das Wetter war
heute auch nicht wirklich einladend, daran könnte es auch liegen.
Als ich meinen Fuß in den See stecke bin ich mir sicher, es
könnte auch an der fiesen Temperatur liegen, die der See hat. Ohne Neoprenanzug
wäre mir das heute zu frisch. Schon meine Füße geben unmissverständlich an mein
Gehirn weiter, dass es Zeit wäre die Füße abzutrocknen und Wollsocken
anzuziehen. Im Gegensatz zu den letzten Wochen ist der See heute frisch. Das
merke ich auch, als ich probeweise untertauche und das Wasser langsam durch die
Stoffteile meines Anzugs und durch den Reissverschluß plätschert. Wirklich
frisch.
Zur Feier des Tages schwimmen wir heute alle andersrum, sagt
der Swimnight Chef, der heute mal wieder selbst das Mikro schwingt. Also nicht
gegen, sondern eben mit, dem Uhrzeigersinn. Sofort setzen sich die Athleten,
die sich weit rechts am Ufer aufgebaut haben, um eine gerade
Anschwimmmöglichkeit auf die Bojen zu haben, in Bewegung. Sie pilgern heimlich
still und leise nach links... wahrscheinlich auch wieder, wegen der geraden
Anpeilung der Bojen?
Der Zeugwart und ich stehen rum. An der Stelle, an der wir
sonst auch stehen. Ob wir nun rechts oder links am Ponton vorbei schwimmen, ist
uns wurscht. Und wirklich Meter sparen oder gewinnen wir dadurch auch nicht.
Ich möchte heute wieder zwei Runden schwimmen. Kleine
natürlich. Das versteht sich wohl von selbst. Da der Zeugwart heute wieder sein
Wunderwerk der Technik am Start hat, werde ich später dann auch wissen, wie
weit die zwei kleinen Runden heute waren. Die Zeit stoppe ich selbst. Immerhin
habe ich eine Suunto Quest und weiß seit dieser Woche ja auch, was das für ein
tolles Gerät ist. Ich werde also nicht nur meine Zeit stoppen, sondern auch
Zwischenzeiten abdrücken, in dem ich auf den Touchscreen tippe. Sehr große
Pläne, für so zwei kleine Runden.
Wir schwimmen los und ich bleibe die ersten paar Meter am
Zeugwart dran. Später erzählt er mir, dass er absichtlich langsam geschwommen
ist... nun gut. Und ich dachte schon, ich hätte schwimmerisch dazugelernt. Das
war es dann wohl nicht. Anfangs ist es noch voll, dann aber verdünnisiert sich
der Kreis der Schwimmer, bis ich schließlich um mich rum keinen mehr sehe. Um die Boje rum schwimme ich auch ganz
alleine und dann eben mit dem Uhrzeigersinn und gegen die Boje einmal quer
rüber. Die Boje sehe ich nicht. Ich schwimme gerade auf die Bagger und Krane
und ihre Silhouette am Horizont zu, die ich gegen die Sonne ausmachen kann. Kurz
bevor ich dann gegen die Boje schwimme schaue ich instinktiv auf und mache die
Rechtskurve. Wir schwimmen ja mit dem Uhrzeigersinn.
Der Weg zurück zum Strand ist von hier aus gesehen gefühlt
länger. Aber ich muß ja nur bis zum Ponton, denn heute fehlt die Teamchefin
wieder und so muß ich natürlich eine zweite Runde für sie schwimmen. Den
Trainer diesbezüglich zu entäuschen wäre blöd... also schwimme ich einfach noch
mal. Auf dem Weg zur ersten Boje habe ich Gegenwind.
Als ich darüber später an Land berichte, stelle ich fest,
dass diesen Gegenwind und die Wellen kein anderer hatte. Ich bin trotzdem
sicher, dass alles genauso gewesen ist. Ich kam schließlich kaum vom Fleck, das
kann ja nicht an mir gelegen haben.
Der Rest der Runde schwimmt sich toll. Die Bagger halten
wieder prima als Wegweiser her und der Rückweg von der letzten Boje zum Strand
ist nicht mehr ganz so einsam, weil die ganzen Schwimmer der großen Runde sich
nun mit mir zusammen auf den Weg zum Strand machen. Ich lasse das Ponton rechts
liegen und bin schon da. Der Zeugwart wartet bereits. Heute hatten zwei kleine
Runden 2km. Respekt. Ich war laut meiner Uhr 31Minuten unterwegs. Das ist
unfassbar.
Den Abend lassen wir im Sailfish Zelt ausklingen. Es gibt
schließlich etwas zu Essen. Außerdem bin ich gespannt auf das Gewinnspiel. Bei
der Verlosung greift die Ironmanglücksfee allerdings nur zu männlichen Losen
und so gehen alle Frauen heute leer aus. Sehr schade. Aber so ist das manchmal
mit dem Glück.
Zu Hause lege ich mir meine Sachen für morgen zurecht. Es
wird sportlich, aber nur passiv. Ich fliege nämlich zur Runnersworld nach
Hamburg.
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