I know of no single factor that more greatly affects our ability to perform than the image we have of ourselves. (..) The most dramatic changes that take place…occur when you abandon a concept of self which had previously limited your performance. My job is to let go of the concepts and limiting images which prevent me from perceiving and expressing my greatest potential.”


(Timothy Gallwey, author of Inner Game of Tennis; in The Total Runner by Dr. Jerry Lynch)

Donnerstag, 26. Juni 2014

Die große Glocke

Donnerstags findet auch in diesem Jahr immer die Swimnight statt. Dieses Jahr allerdings weitesgehend ohne uns. Das liegt einfach daran, dass der Zeugwart sich für seinen Wettkampf sehr fokussiert vorbereitet hat und ich mit der Arbeit bisher keine Einschätzung treffen konnte, ob es Donnerstags Abends verlässlich für eine Wässerung klappt. Da sind wir lieber auf Nummer Sicher gegangen und sind im Schwimmbecken geschwommen.
 
Heute ist aber Ironman Swimday und deshalb ist die Ironman Schwimmstrecke aufgebaut und bietet den Athleten, und allen interessierten die Möglichkeit, die 3,8km zu schwimmen. Ich habe das ja schon mal gemacht und war so stolz, dass es geklappt hat, also habe ich schon vor Wochen eine große Glocke aufgehängt und mitgeteilt, dass heute der Tag der Tage ist und die Strecke abgeschwommen wird. Manchmal nehme ich den Mund ziemlich voll.
 
Ich habe weder in Betracht gezogen, dass ich dieses Jahr noch gar nicht im See geschwommen bin, noch, dass es kühl sein könnte, oder windig. Außerdem habe ich auch nicht darüber nachgedacht, dass ich einen Unfall hatte und deshalb eventuell nicht ganz so fit sein könnte, wie in den letzten Jahren. Das zeigt mir aber immerhin, dass mein Kopf den Unfall schon gut verdrängt hat. Mein Knie leider bisher nicht. Die Glocke läutet also überall und ist wirklich bereits von ganz weit weg hervorragend zu hören.
 
Die Teamchefin kommt heute auch mit an den See. Sie schwimmt aber nicht, sondern übernimmt die Landsicherung und bewacht die Schlüssel. Sehr nett. Der Zeugwart und ich ziehen die Neoprenanzüge an und dann geht's auch schon los. Das Wasser ist eiskalt. Angeblich, so sagt es das Schild am Eingang, 20°C, aber das können meine Füße nicht bestätigen. Auch mein Rücken, als das Wasser durch den Reissverschluß kommt, mosert und findet nicht, dass die Temperatur auch nur in der Nähe von 20°C anzusiedeln ist. Trotzdem winken wir natürlich für's Foto. Mein Gezeter ist ja glücklicherweise nicht zu sehen.
 
 
Ich mache also einfach mal gut Miene und hänge mich in den Wasserschatten des Zeugwarts. Ich friere die ganze Zeit und meine Hände haben Gänsehaut. Der Rest vom Körper bestimmt auch, allerdings ist da Neopren und die Sicht im See eh so schlecht, dass ich nichts sehen kann. Eine Pflanze landet in meinem Gesicht und weil ich mich so erschrecke, drehe ich mich erst mal auf den Rücken, entferne das Grünzeug und atme mal tief durch. So mitten im See, weit weg vom Ufer und mittlerweile auch weit weg vom Zeugwart ist es doch ganz schön einsam. Kein Wunder, dass  Schwimmer manchmal Panik bekommen.
 
Die Sonne kommt raus und ich schwimme weiter. Jetzt so im See rumzuliegen macht schließlich auch keinen Sinn. Irgendwie mache ich einen ZickZack-Kurs und schwimme außerdem ohne viel technische Schönheit. Ich kann einfach nicht mehr und schwimme mich deshalb einfach nur irgendwie an Land. Auf den letzten Metern schwimme ich aber sogar noch auf einen Schwimmer auf, der nächste Woche Sonntag starten wird. Da steigt mein Respekt, denn wenn ich auf ihn aufschwimme, bei der heutigen Leistung, ist er wirklich alles andere als schnell unterwegs. Und dann möchte er ja auch noch Radfahren und Laufen. Wow. Das Selbstverstrauen ist offensichtlich immens.
 
Als ich aus dem Wasser komme, werde ich natürlich von allen Seiten gefragt wie es war. Immerhin erinnert sich jeder an diese große Glocke, die ich wochenlang aufgehängt habe. Aber was nicht geht, geht eben einfach nicht. Nächstes Jahr habe ich sicherlich wieder eine Chance.
 
Heute Abend, nachdem wir die seeübliche Pizza verspeist haben, lege ich mein Knie hoch. Und gleich danach, hänge ich die Glocke wieder ab.
 

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