I know of no single factor that more greatly affects our ability to perform than the image we have of ourselves. (..) The most dramatic changes that take place…occur when you abandon a concept of self which had previously limited your performance. My job is to let go of the concepts and limiting images which prevent me from perceiving and expressing my greatest potential.”


(Timothy Gallwey, author of Inner Game of Tennis; in The Total Runner by Dr. Jerry Lynch)

Freitag, 11. Oktober 2013

Kobolde soweit das Auge reicht

Als ich heute früh aufwache, steht der Zeugwart am Fenster und ist schon aus dem Pyjama gesprungen. Er zieht sich wahnsinnig schnell an und ist schon aus der Tür... Sonnenaufgang ansehen. Ich stelle fest, dass ich es nicht mehr schaffe angezogen raus zu springen und dass mein Körper sich ganz offensichtlich endlich an die Zeitverschiebung gewöhnt hat. Das ist ja auch was. Ich betrachte den Sonnenaufgang aus dem Fenster. Trotzdem wunderschön.


Nach dem Frühstück und dem unfreundlichsten Hotelpersonal, was wir bisher in diesem Urlaub erlebt haben, fahren wir bei strahlendem Sonnenschein durch den Capitol Reef Nationalpark. Wir sind bester Laune, denn die Nachrichten haben uns kurz vor dem Aufbruch noch darüber informiert, dass Utah ab Samstag, also morgen, seine fünf großen Nationalparks öffnen wird. Dem Governmental Shut-Down zum trotz quasi. Das finden wir natürlich eine tolle Sache. 


Bei Sonne sieht so ein Chimney Rock in Capitol Reef gleich noch eine Idee imposanter und ansehnlicher aus. Der Zeugwart hat heute das Steuer und wir fahren schier endlos durch die Wüstenlandschaft. Über 50Meilen geht es heute gefühlt nur geradeaus. Der Radfahrer von gestern wollte das ja gestern im Sturmtief eigentlich noch dranhängen, hat sich dann aber doch für eine Radpause entschieden. Irrer Typ. In unserem internen Wettbewerb der verrücktesten Urlaubsvarianten sind wir uns sicher, der Radfahrer ist noch vor dem Motorradfahrer mit den drei T-Shirts. 

Unser Ziel heute ist der Goblin Valley State Park, der -wie die meisten dieser Parks- seine Zufahrt irgendwo im Nirgendwo hat. Erst fährt man ewig in die eine Richtung um dann einen U-Turn zu machen und ewig, bzw. mindestens genauso weit wie hin, wieder in die andere Richtung zu fahren. Statt dass man die Zufahrt einfach schon vorher abbiegen läßt. Aber das ist nur meine Idee. Was soll ich sagen. Als wir irgendwann zum Parkeingang kommen kassiert der urigste Ranger von allen unsere 8 US$ Eintritt und wir fahren zum Parkplatz. Ich lese die ausgeteilte Karte, weil man das eben so macht, wenn man Claudi ist. Der Zeugwart liest lediglich Schilder und entscheidet dann spontan, oder so ähnlich. 

Am Parkplatz entscheiden wir uns für "nur T-Shirt reicht" und nehmen eine Wasserflasche mit. Ich mache mich noch lustig, weil die ausgeschilderten Wanderwege alle unter 2 Meilen lang sind und wir das sicherlich auch ohne Wasser schaffen würden, aber weil Wasser halt dazu gehört und die Empfehlung in der Flyerkarte eindeutig ist, nehmen wir also jeder eine kleine Wasserflasche mit. An mir soll es nicht liegen. Klar. 

Der Zeugwart findet ein Schild und weil ein Trail zum Carmel Canyon ausgeschildert scheint, entscheiden wir, dass wir unseren Wasserflaschen heute also spontan diese Wanderung zeigen. Hätte ich mir den unterlegten Link vorher angeschaut, weiß ich nicht, ob ich dem Zeugwart so bereitwillig gefolgt wäre übrigens. Der Trail führt erst herrlich vom Parkplatz auf den Wüstenboden hinunter. Man sieht das Tal der Kobolde (Valley of Goblins) rechts und läuft auf ein paar einzelne Formationen zu. Die Massse der Goblins verbleiben im Tal und verschwinden irgendwann aus dem Blickfeld. 

Weil der Weg nicht ganz so hervorragend ausgeschildert ist und wir uns vorher -natürlich- auch nicht via Internet über den Wegeverlauf informiert haben, laufen wir bis das Schild "End of Trail" kommt und drehen dann wieder um. Wir treffen Kirk und seine Familie aus Middle Utah, die hier Urlaub machen, die Ausschilderung ebenfalls grauenhaft finden und uns so viele Urlaubstips geben können und wollen, dass ich einen Stift zurücken muß, um alles zu behalten. Sie laufen weiter zum Ausblick und damit zum "End of Trail" und weil wir von links kamen, laufen wir halt nach rechts weiter. Soll ja immerhin laut Karte ein Rundweg sein. 

Die Beschilderung ist nun nicht mehr mit Schildern und Pfeilen gemacht, sondern mit kleinen Steinhaufen... es ist eher ein Suchspiel. Das macht es natürlich total abenteuerlich. Außerdem sind der Zeugwart und ich ganz alleine in der Wüste. Alle anderen die wir hinter uns hatten laufen nämlich den Weg nach links einfach zurück. Den also, den sie gekommen sind. Wie langweilig, wo es doch ein Rundweg ist. Unglaublich diese Amis. 

Wir finden den Weg, durch den engen Canyon, kraxeln vom Wüstenboden langsam und gewunden wieder zum Auto hoch, lachen viel und fragen uns, ob die Amis wußten, wie der Weg sich entwickeln wird, weil gute 70% von denen, die wir gesehen haben, hier überhaupt gar nicht durchgepaßt hätten. Ich bin froh, dass ich durchpasse. Und ich bin klein. Nun ja. Als der Zeugwart und ich die Straße erreichen, an der der Wanderweg endet, fühlen wir uns als große Wüstenbezwinger und sind uns sicher, dass uns diesen Urlaub nichts mehr umhauen kann. Dieser Trail war der Knaller überhaupt. Und meine Wasserflasche ist im übrigen leer. 

Jetzt begeben wir uns in das Goblin Valley und laufen zwischen den eigentümlichen Felsformationen umher. Teilweise sind wir ganz alleine, abgeschnitten von allen anderen, mitten unter Goblins.  Die Kobolde stehen, soweit das Auge reicht. Überall nur Felsformationen und kaum  Menschen. Unglaublich eigentlich, wie sich die hier so verlaufen, denn der Parkplatz ist mittlerweile gut gefüllt. Wahrscheinlich stecken alle in dem Canyon fest und kommen nicht weiter? Das wäre auf jeden Fall eine plausible Möglichkeit. 



Unser letzter Trail heute führt uns zu einem Dinosauriergrab in den Mill Canyon. Hier hat man eine Ausgrabungsstätte für Wissbegierige beschildert und die Urzeitknochen lediglich frei gelegt. So können wir einen Rundweg laufen, haben dabei eine extrem tolle Aussicht und suchen nach Knochen. Utah war offensichtlich mal voll von Dinosauriern, zumindest hier scheint jede Menge los gewesen zu sein. Wir entdecken außer den Knochen auch noch weitere Fossilien, zum Beispiel ein paar Bäume und Äste in den Steinen, die man wirklich gut erkennen kann. Ob das natürlich auch ohne Hinweisschild geklappt hätte weiß ich nicht. 

Mit dem Hinweis, dass ab heute Nachmittag für die nächsten 10 Tage alle Nationalparks in Utah geöffnet haben, beziehen wir unser Hotelzimmer. Das ist doch mal eine prima Urlaubsnachricht! 

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