I know of no single factor that more greatly affects our ability to perform than the image we have of ourselves. (..) The most dramatic changes that take place…occur when you abandon a concept of self which had previously limited your performance. My job is to let go of the concepts and limiting images which prevent me from perceiving and expressing my greatest potential.”


(Timothy Gallwey, author of Inner Game of Tennis; in The Total Runner by Dr. Jerry Lynch)

Dienstag, 28. August 2012

Verlust.

Das komplette letzte Jahr habe ich Dich nicht vergessen können. Es fällt mir noch immer schwer, wenn ich an unsere Amerikareise denke, weil Du damit immer in Verbindung bleiben wirst. Was haben wir zusammen viel geplant und ich habe Deine Tipps mitgeschrieben. 
Bald ist es für mich wieder soweit... Amerika ruft. 

Und Du fehlst nach wie vor. 

Mein Leben hat sich längst verändert. Wir würden uns, auch wenn Du noch hier währst, nicht mehr täglich sehen.Trotzdem ist die Situation eine ganz andere. 

Unvorstellbar, wie das überhaupt sein kann. Dass mein Leben einfach so weitergeht und Deines vor einem Jahr geendet hat, das kann ich nicht verstehen. Der Lauf der Welt ist oft unbegreiflich und ich habe wirklich stark daran zu knabbern, dass Du gestorben bist. Einfach so. Und soviel auf dieser Welt nicht mehr machen und sehen konntest. 

Ich bin wieder mal egoistisch. Ich hätte Dir gerne von unserem Urlaub erzählt oder Dich für den nächsten befragt. Ich vermisse die Erzählungen von Deinen Urlauben. Wie gerne hätte ich gewußt, wie Dir der Yellowstone Nationalpark gefallen hat. Es wäre herrlich, wenn Du mir das noch erzählen könntest. 
Ich, ich, ich. Die Welt dreht sich einfach weiter, immer um mich und um alle anderen rum, die eben noch da sind. Wir haben keine Chance sie anzuhalten... wir leben weiter, erleben Dinge, spüren die Jahreszeiten, ärgern uns über die Hitze oder über die Kälte, fluchen über den Regen im Sommer und planen einfach immer weiter. Wir rechnen nicht mit dem Ende. Das ist gesund.

So wie Du das früher gemacht hast. 

Auch Dir war mal zu kalt, mal zu warm, Du hattest so viele Pläne, Freude und Ärger. Und alles ist  einfach zerplatzt. 

Einfach so, an einem ganz normalen Tag Ende August. Es war einfach ein Tag wie jeder andere. Nichts Besonderes. 
Und doch hat er meine Welt sehr verändert. Meine und die vieler anderen, die Dich kannten. Manche kannten Dich sehr gut und schon Dein oder ihr ganzes Leben lang. Manche haben nur Lebensetappen mit Dir geteilt. Und ich bin sicher, auch die kürzesten Etappen haben oft gereicht um über Deinen plötzlichen Tod schockiert zu sein. Diese lähmende Gefühl zu spüren, das einem die Machtlosigkeit der Menschen gegen die Welt plötzlich wieder ins Gedächtnis ruft. 

Wir können oft einfach gar nichts tun. Wir haben keine Chance. Wir haben keine Möglichkeit. Wir bekommen etwas vorgesetzt und müssen damit umgehen, in diesem Moment. Wir müssen aber auch damit weiterleben. Die ganze Zeit.

Vergessen geht langsam. Ich bin sicher, es geht, aber es dauert offenbar. Wir waren mal gleich alt. Jetzt altere ich alleine weiter. Es ist immer noch unfassbar, dass Du nicht mehr da bist. 

Sicher hättest Du gewollt, dass wir weitermachen mit unserer Welt und unseren Leben.  Und einfach ab und an an Dich denken. Du hättest keine Verzweiflung gewollt, da bin ich fast sicher. Aber natürlich haben wir uns niemals über solche Themen unterhalten. Warum auch? Der Tod ist immer angenehm weit weg gewesen. 

Bis zum 30. August 2011.

Bis dahin war der Tod nur für alte und kranke Menschen in meinem Umkreis zuständig. Er hat sich war nicht immer an die Reihenfolge gehalten, das hat meine Oma gestört, aber er holte sich keine Menschen in meinem Alter. 
Der Tod kam mir nie bedenklich nahe. Ich stand an einigen Gräbern, aber keiner der Menschen war jung. Sie sind natürlich oftmals trotzdem zu früh gestorben, weil immer etwas offen bleibt und man immer doch noch etwas mehr Zeit auf der Welt brauchen könnte. Alte Menschen fehlen ihren Hinterbliebenen genauso, wie Junge. Ganz offensichtlich. Wenn ein Mensch stirbt hinterläßt er immer eine Lücke. Eine die nie zu schließen ist... weil nur dieser eine Mensch hineinpaßt. 
Man kann sich oft helfen. Findet einen Weg mit dem Verlust umzugehen und weil die Welt sich nunmal rücksichtslos weiterdreht, hilft einem das oft. 

Aber der Verlust bleibt. 
Dafür, dass ich immer noch nicht weiß, was ich eigentlich dazu schreiben soll, ist das ein langer Blogeintrag geworden. Und ein trauriger. 


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