I know of no single factor that more greatly affects our ability to perform than the image we have of ourselves. (..) The most dramatic changes that take place…occur when you abandon a concept of self which had previously limited your performance. My job is to let go of the concepts and limiting images which prevent me from perceiving and expressing my greatest potential.”


(Timothy Gallwey, author of Inner Game of Tennis; in The Total Runner by Dr. Jerry Lynch)

Donnerstag, 7. November 2013

Codewort: Antilope

Nachdem ich also gestern lohnenswert geschwänzt habe, war ich heute irgendwie doppelt motiviert. Beim Blick in den Trainingsplan war das allerdings auch nötig, ohne Motivation ist es eh für die Füße, aber heute wäre es ohne Motivation auch nicht zu schaffen. Ich muß heute turnen und gehe zusätzlich laufen. Für's turnen will man ja auch irgendwie warm sein... bringt ja sonst nichts. 

Vor dem Laufen hat der Zeugwart Hunger und weil es in unserem Schrank nur so vor Sportnahrung wimmelt, probieren wir es heute mit einem Fire Start. Immerhin ist das das Geheimnis der Helden, so liest es sich auf jeden Fall vielversprechend auf der Packung. Das Energiegel schmeckt wie Nimm 2 Soft innendrin, sehr lecker.
 

Es ist stockdunkel als wir loslaufen. Ich mag das nicht, trotz Fire Start. Ich bin zwar beleuchtet, aber trotzdem finde ich laufen im dunkeln nicht so pralle. Und der Fire Start macht es irgendwie auch nicht hell. Ich habe die Leuchtschuhklammer an, die sieht man wenigstens und schaffe mich so in unterirdischer Weise vom Fleck. Mit locker laufen hat das wenig zu tun. Aber vielleicht steht das ja heute auch gar nicht auf dem Plan. Und wer braucht, gefühlt mitten in der Nacht schon locker? Ich bin ja kein Nachtsportler, eher ein Nachtschläfer... auch wenn ich das Buch toll fand.

Als wir zurück sind und alle Lampen und Reflektoren aus und ordentlich weggepackt sind, breite ich die Matte aus und beginne zu turnen. Der Zeugwart geht währendessen duschen und macht essen. Ja, solange dauern meine Turnübungen tatsächlich.

Die ersten beiden Übungen finden mit der Black Roll statt und sind äußerst schmerzhaft. Meine Oberschenkel und Waden verstehen den Sinn dieser Rolle sowieso nicht und so rolle ich also hin und her und verfluche den Erfinder der Rolle, den Trainer, die Matte und noch ein paar Menschen und Sachen, die mir so in den Sinn kommen. Die nächste Übung ist die sogenannte Brezel. Ich liebe Brezeln. Mit Salz, ohne Salz, mit Käse und ohne. Brezeln sind einfach toll. Außer dieser hier. Sie fällt aus dem Rahmen, während ich mich derart wild verwurschtel, dass einem schon vom zuschauen schwindlig werden kann.
Netterweise hat der Trainer die 25 Wiederholungen auf 10 gekürtzt... und selbst die sind noch eine Qual. Aber bitte, er hat es ja nicht anders gewollt.

Etwas Erholung findet mein geschundener Körper bei den Besenstilübungen. Die klappen ganz gut, sind aber auch ziemlich anstrengend. Aber wenigstens klappen sie. Das ist ja schon mal was. Ich backe ja mittlerweile ziemlich kleine Brötchen.

Die letzte Übung bringt mich an den Rand der Verzweiflung. Der Trainer hat netterweise ein Video eingestellt, damit ich mir auf jeden Fall eine Depression hole, weil er die Übung ganz leicht vormacht, während ich mich rumquäle, wie eine alte Frau. Unfassbar. Nach der 8. Wiederholung habe ich den ersten Krampf im hinteren Oberschenkel und mache offensichtlich so komische Geräusche, dass der Zeugwart aus der Küche fragt, ob wir ein Codewort für den Notfall vereinbaren wollen. Er schlägt Antilope vor, ich kann aber nicht drüber lachen. Und Antilope sagen, kann ich schon grad zweimal nicht. Mit einem stöhnenden "ope" krümme ich mich rund um meinen Oberschenkel, bis der Schmerz nachläßt. Ein schönes Gefühl.

Weiter geht es natürlich mit der anderen Seite... denn der Trainer hat es ja so aufgeschrieben. Klar. Und während ich mich dort auch herrlich quäle und das Beste hoffe, schießt mir ein Krampf in den anderen hinteren Oberschenkel, dass ich mich nicht bewegen kann. Unglaublich, was der Muskel keine Lust auf diese Übung hat. Auch bei diesem Krampf kann ich das Codewort nicht nennen, und dem Zeugwart, der aus purer Neugier über die Geräuschkulisse auf der Matte einen Blick aus der Küche wirft, auch nicht die ausweglose Lage näher erklären.

Irgendwann, als die Schmerzen vorüber und das Programm abgeturnt ist, schleppe ich mich an den Tisch. Unsere Stühle sind wirklich außerordentlich hoch und sehr schwer zu erreichen und mein Glas ist unheimlich schwer. Gefüllt kann ich das Gewicht kaum bewältigen. Über die Säuberung des Athletinnenkörpers möchte ich hier nichts schreiben. Die Depression darüber ist einfach zu groß.
 

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