Immer wieder Sonntags... klingelt der Wecker ziemlich früh. Das Lied geht eigentlich anders, allerdings bin ich so unmusikalisch, dass ich den Text nicht kenne. Wenigstens weiß ich, dass es eigentlich anders ist.
Wir nutzen den Sonntag und das angekündigte herrliche Wetter und fahren nach Neu-Isenburg. Das Radteam-Neu-Isenburg, bei dem wir auch schon mal eine sehr schöne RTF mitgefahren sind, richtet nämlich heute einen Duathlon aus.
Wir starten beide für unser Triathlon Team und -weil wir noch keinen eigenen Teamdress haben- wurden uns ganz bereitwillig von verschiedenen Teamkollegen Teamklamotten ausgeliehen. Ich ziehe einen Triaeinteiler und darüber ein Radshirt an. Der Zeugwart startet in bewährter Cephose und einem Teamradshirt.
Zusätzlich legen wir noch Cep Socken an und Armlinge. Ich gebe mir Mühe auf Farbharmonien zu achten... der Zeugwart missachtet alle Farblehren und trägt grüne Socken. Gut, wenn sie schnell machen können wir auf alles andere keine Rücksicht nehmen.
In Neu-Isenburg angekommen laufen wir uns warm und zwar zur Startnummernausgabe. Der Weg vom Parkplatz kommt uns ziemlich lange vor, vorbei am ruhenden Bembel gehts direkt ins Stadion rein. Als wir ankommen ist die Wechselzone noch leer und kaum einer ist im Stadtion. So kriegen wir flott unseren Startbeutel und die Unterlagen und pilgern zurück.
Am Auto angekommen richten wir die Räder und freuen uns, dass die Teamchefin und der Profiathlet ebenfalls eintreffen. Beide starten ebenfalls. Unseren Tipp befolgend machen sie auch erst mal die Räder fertig und fahren dann mit uns zusammen zum Stadion. Ich behalte meinen Jogginanzug (macht Adidas da eigenlich auch was in Orange?) noch an, den mit 7°C ist es noch empfindlich frisch... gerade im Schatten oder auf dem Rad.
Wir betreten das Stadion und ein wirklich netter Kampfrichter prüft meine Radbremsen und wirft einen Blick auf meinen Helm. Dann darf ich durch und meinen Wechselplatz einrichten. Viel wird ja nicht gewechselt, denn meine Schuhe sind Lauf- und Radschuhe zugleich und ich brauche nur meinen Helm. Den platziere ich am Rad. Allerdings setze ich vorher noch mal meine Mütze auf und richte die Helmgröße an der Mütze aus. Nicht, dass wieder alles drückt. Das wäre fatal.
Die Wettkampfbesprechung ist um 9:30h und natürlich schaffen es die Veranstalter alle Athleten zusammenzutrommeln. Wir lauschen den Worten und dann sind es auch nur noch 15Minuten bis zum Start. Also Jogginganzug aus und Startnummer an. So einfach ist das. Wir laufen eine Stadionrunde und schauen mal wo der Profiathlet sein Rad geparkt hat. Dann beobachten wir noch ein paar -offensichtlich- ganz Schnelle, die ihre Räder in Laufrichtung so anlehnen, dass keine Sekunde verschwendet wird.
Auf einmal kommt ein Herr und kündigt an, jetzt ein paar Bilder von uns zu machen. Offensichtlich kennt er das Team und ich finde es total klasse, dass es zumindest ein Bild von uns im Teamoutfit geben wird. Ich komme mir total prominent vor und grinse in die Kamera.
Offensichtlich macht das auf die Presse den Eindruck wir wären total super und daher hält ein Journalist auch gleich mal die Kamera auf uns. Seine Erklärung ist allerdings, dass wir grad so schön in der Sonne stehen würden...
Wir begeben uns in die Startaufstellung und dann geht´s auch schon los. Vor dem Start ist Stau, denn wir haben unsere Zeitmesschips in der Startnummer und müssen durch Orangefarbene Gitter durch. Eigentlich ein bischen wie im Sommerschlußverkauf. Alle drängeln sich durch, als würde es dahinter die Sonderschnäppchen geben.
Ich komme ganz gut in den Tritt, aber der Spruch der Teamchefin, ob ich jetzt immer so ne Geschwindigkeit an den Tag lege gibt mir zuviel zu denken.... irgendwann lasse ich abreissen. Die Angst, dass ich doch nicht ankomme ist einfach zu groß. Blöd eigentlich, denn aus der Puste bin ich nicht. Am Kopf muß ich noch ein bischen arbeiten. Bei Gelegenheit.
Ich laufe und bin sicher es sind bestimmt mehr als 4,5km denn ich bin ganz gut unterwegs, brauche aber fast 26Minuten. Kurz vor der Wechselzone knicke ich um. Blöd. Der rechte Knöchel pocht ein bischen, aber es ist nicht so schlimm.
Wieder zurück in der Wechselzone stehen noch jede Menge Räder und es scheint, als hätte ich wirklich ein paar Leute hinter mir gelassen. Natürlich ist das Rad des Zeugwarts, was neben meinem geparkt war längst unterwegs.
Weil ich meinen einen Radhandschuh irgendwo verloren habe mache ich ohne Handschuhe los. Wenigstens paßt der Helm super über der Kappe und ich schiebe mein Rad zum Ausgang.
Am Aufstiegsbalken angekommen wirft sich ein Herr vor mir in den Staub. Ich bin verwundert und frage ihn ob alles ok ist. Dann steige ich auf und er schiebt seine Kamera vor und praktisch unter mein Rad. Seine Bitte "Fahr los!" führe ich natürlich sofort aus und weg bin ich. Ich sehe einige Räder vor mir und bleibe zumindest im Sichtkontakt. Die Radstrecke zieht sich... das liegt auch daran, dass mein Mountainbike keinen Tacho hat. Das ist eine Aufgabe für den Zeugwart... könnte man ja jetzt im Winter mal angehen.
Ein Tacho hätte mich auf dem Laufenden gehalten. So war ich total schockiert, als nach gefühlten 3Stunden auf einmal ein Schild am Rand stand auf dem ich klar und deutlich 10km lesen konnte. Unfassbar. Jetzt ist mir klar, dass die Streckenabstecker sich vermessen haben müssen. Ich bin froh, dass ich im Ziel erfahre, dass es vielen anderen Teilnehmer ähnlich ging. Gefühlt waren wir ja alle schon viel weiter.
Mein Knöchel tut weh. Ich versuche eine Position auf dem Pedal zu finden wo es geht. Das paßt dann auch schon. Zum sterben ist es zumindest nicht.
Am Km15 Schild wage ich einen kurzen Fluch. Denn es sind ja immer noch 5km zu fahren. Meine Hände sind eisekalt und ich spüre sie praktisch nicht mehr. Eigentlich hätte ich ja auch Handschuhe an. Na ja. Ärgern bringt gar nichts und ändern läßt es sich jetzt auch nicht mehr.
Dann kommt die letzte Kurve und dann denke ich mir... hier könnte es sein. Fast wäre ich ja am Absteigebalken vorbei gefahren... *lach* das wäre ja was gewesen.
Ich bin also vom Rad zurück. Da mittlerweile viele Athleten im Ziel sind schiebe ich mein Rad durch die Finisher und stelle es in der Wechselzone ab. Meinen verlorenen Handschuh sammel ich auf dem Weg zum Radplatz noch auf und lache mich kurz selbst aus. Da lag er also die ganze Zeit und hat auf mich gewartet.
Das Rad stelle ich ab, die Nummer kommt nach vorne, den Helm lege ich ebenfalls ab und dann geht´s ja auch schon wieder weiter. Ich eiere ganz schön rum.
Ich merke, dass die CEP Socken ganz fein für meine Waden sind und mein Knöchel macht auch mit, wenn ich kleine Schritte mache. Er pocht, aber es ist immer noch nicht zum sterben. Ein Blick nach unten zeigt mir auch, dass er nicht geschwollen aussieht, soweit ich das eben sehen kann. Ich kann auch gut auftreten und so wird ja weitergelaufen.
Nach 500Meter begegne ich dem jubelnden Zeugwart. Er kommt mir entgegen und findet, dass ich alles prima mache. Das ist schön, wenigstens einer, der das gerade denkt. Ich finde es schwer. Die Helfer vom Veranstalter klatschen mich an ihren Positionen vorbei und finden ebenfalls, dass ich das toll machen würde.
Gut, wenn das nun hier alle denken muß ja einfach was Wahres dran sein.
Eine Helferin ist sogar so lieb und läuft ein Stück mit mir. Sie ist einfach toll und sowas von motiviert. Vielen Dank dafür! Eine Veranstaltung steht und fällt ja mit den Helfern... und alle hier sind einfach toll.
Und dann höre ich den Stadionsprecher und sehe den Zeugwart. Er steht am Stadioneingang und findet immer noch alles toll. Ich bitte ihn mal nach Eis Ausschau zu halten... denn jetzt, wo es dem Ende zugeht merke ich meinen Knöchel ganz doll.
Die letzten 200m führen mich durch die Wechselzone und die Athleten, die schon da sind applaudieren mir, als wäre ich die Erste. Sowas finde ich total super. Ich laufe an der Teamchefin vorbei, die sich schon was zu trinken gönnt und laufe durchs Ziel. Diesmal ist kein Stau.
Der nette Sanitäter hat auch sofort ein Kühlpad parat und so gibt es Iso für den Durst und das Kühlpad für den Knöchel. Sehr angenehm.
Ich bekomme mein Finishershirt und bin stolz wie Bolle. Der Zeugwart freut sich ebenfalls über sein Finishershirt und wir sind sehr zufriedene Finisher.
Zu Hause geht es nun mit dem NYC Marathon weiter. Allerdings pflege ich meinen Knöchel mit Mobilat und wir legen beide die Füße hoch.
I know of no single factor that more greatly affects our ability to perform than the image we have of ourselves. (..) The most dramatic changes that take place…occur when you abandon a concept of self which had previously limited your performance. My job is to let go of the concepts and limiting images which prevent me from perceiving and expressing my greatest potential.”
(Timothy Gallwey, author of Inner Game of Tennis; in The Total Runner by Dr. Jerry Lynch)
Mein liebes Fräulein....
AntwortenLöschensei mal froh dass ich dass mit dem Kopf bzgl. meines Spruches erst hier lesen muss und nicht schon im Stadion erzählt bekommen habe. Der Tritt in den Hintern wäre dir ja auf alle Fälle sicher gewesen!!! Du warst super und das nächste Mal sag ich einfach gar nichts mehr sondern bin einfach nur noch im Stillen begeistert...lass dann Dich die ganze Zeit erzählen *grins*
Wünsch euch noch einen schönen Sonntag und viel Erholung für den Knöchel der Super-Athletin!
LG die Teamchefin
Gut, dass mir der Tritt so erspart bleibt... aber wenn Du das Bein noch so hoch bekommst hast Du hiermit offizielles Trainingsverbot! Ich hab ja Muskelkater... und zwar so, dass ich vorübergehend an die Wohnung gefesselt bin. *grins*
AntwortenLöschenHabt auch noch einen schönen Sonntag & ganz liebe Grüße!
Hey, super. Das hast Du gut gemacht (alles excl. dem Umknicken)! Brav durchgehalten, gratuliere!
AntwortenLöschenlg aus Wien
Sabine
Eingefangen! :-) Zufällig über Deinen Blog gestolpert (ja ich laufe auch noch nicht so lange ;-)) und gleich kleben geblieben, meine an die Favoritenleiste angefügt. Du hast eine wirklich sehr nette Art zu schreiben und vieles würde auch zu mir passen.
AntwortenLöschenLiebe Grüße Elke