I know of no single factor that more greatly affects our ability to perform than the image we have of ourselves. (..) The most dramatic changes that take place…occur when you abandon a concept of self which had previously limited your performance. My job is to let go of the concepts and limiting images which prevent me from perceiving and expressing my greatest potential.”


(Timothy Gallwey, author of Inner Game of Tennis; in The Total Runner by Dr. Jerry Lynch)

Sonntag, 13. Mai 2012

Der Zeugwart ist ein Kinzigman

Das Thermometer zeigt 5°C und ich glaube wirklich, dass es kaputt sein muß. Vor zwei Tagen quäle ich mich bei fast 30°C über die Laufstrecke und heute fahren wir bei 5°C zum Wettkampf. Kann das sein?

Heute ist Kinzigman in Langenselbold. 
Die Veranstaltung findet in diesem Jahr zum zweiten Mal statt und der Zeugwart hat sich angemeldet. Geschwommen wird bei diesem Wettkampf im Kinzigsee. Na bravo. Bei 5°C Außentemperatur wirklich verlockend. 

Wir parken das Auto und laufen zur Anmeldung. Ich ziehe mir gleich mal meine Handschuhe an, so kalt ist es. Während der Zeugwart an der Anmeldung seine Startunterlagen abholt, stehe ich schick in der Gegend rum. 

Nachdem wir das Rad am Auto abgeholt haben und der Zeugwart es Regel konform beklebt hat, bleibt kein Zweifel. Das Rad darf eigentlich laut Schild nicht rein und er widersetzt sich und bringt es trotzdem an seinen Platz in der Wechselzone. 

Die Helfer sind sehr nett und umsichtig. Ausnahmslos. Besonders lobenswert finde ich übrigens den Einsatz eines Helfers, der mit einem Autoschneebesen einen Teil der Radstrecke von Glasscherben befreit. Solche Helfer braucht das Land! 

Die Wettkampfbesprechung findet am Schwimmstart statt und ich bleibe fernab der Athleten in der Sonne sitzen. Hören kann ich den Sprecher ganz hervorragend auch hier und ich muß ja nicht wissen, wo die Herrschaften lang schwimmen sollen. In der Wettkampfbesprechung wird außerdem äußerst deutlich auf das Windschattenverbot bei diesem Wettkampf auf der Radstrecke hingewiesen und um einen fairen Wettkampf gebeten. 

Nachdem wir noch etwas in der Sonne entspannt haben und ich es riskiere meine Handschuhe auszuziehen, beginnt der Zeugwart seinen Neoprenanzug anzuziehen. Bei der Wettkampfbesprechung wurde erwähnt, dass der See wärmer wäre als die Lufttemperatur. Mmh. Das überzeugt mich nicht, denn die Luft ist eiskalt und da ist es für den See nun wirklich nicht schwer wärmer zu sein. 
Das Anziehen des Neoprenanzugs klappt beim Zeugwart hervorragend und ich nutze die Zeit um mir das Schauspiel der anderen Schwimmer anzusehen. Das Anziehen eines Neoprenanzugs will einfach mal geübt werden und zwar idealerweise vor so einem Wettkampf.



Nachdem der Neoprenanzug angezogen und alle wichtigen Utensilien gerichtet sind, verabschiede ich den Zeugwart in Richtung Wasser, denn hier ist offiziell für die Zuschauer abgesperrt, und wünsche ihm gutes Gelingen. Dann höre ich mir noch ein paar Geschichten der Zuschauer an die sich sicher sind, dass ihre Athleten heute ganz weit vorne landen, sonst ist der Tag schließlich gelaufen. Ein bischen Ehrgeiz ist ja nicht verkehrt... aber so? 

Die Athleten werden in die Startbox eingepfercht und ich kann den Sprecher nur loben, wie er es wirklich super smart schafft in aller Ruhe die Herren bis zum notwendigen Startstrich zurückzudrängen. Jeder, der es nötig hat, bekommt eine extra Einladung von ihm. Herrlich. Der Sprecher ist einfach wunderbar! 

Wir Zuschauer klatschen bis zum Startschuß und ich merke, dass meine Hand noch nicht so wirklich fit ist. Gut, dass ich zwei Teamkollegen begrüßen darf und mir von daher kurz das Klatschen spare. Die zwei haben ihre heutige Trainingsausfahrt dazu genutzt den Zeugwart anzufeuern... das ist wirklich nett. 
Zack und da ist schon der Startschuß. Was ein Gewühle und Gehaue. 

Wir wechseln den Standort und stellen uns zum schauen an die Wechselzone. Das ist bei diesem Wettkampf wirklich ganz gut gemacht... die Zuschauer kommen an ihre Athleten ganz nah ran. Der Zeugwart rennt in die Wechselzone und wir sind ihm eine kleine Hilfe, weil wir genau gegenüber vom Giganten Stellung bezogen haben. Er faselt, dass er keine Luft bekommt... aber da er noch reden kann sehe ich keinen Panikgrund und verabschiede ihn auf die Radstrecke. 
Die zwei Zuschauerradler und ich hoffen währenddessen auf das Weiterziehen der Wolken, damit die Sonne wieder rauskommen kann. Es ist bitterkalt und das Anfeuern der Verfolger hält uns nur bedingt warm. Irgendwann spüre ich meine Hände nicht mehr... 

Dann sagt uns der Sprecher, dass der Führende gleich ins Strandbad einläuft um den Wettkampf zu gewinnen. Und noch ehe der Herr reingerannt kommt, wie von der Tarantel gestochen, biegt auch der Zeugwart um die Ecke. Dafür, dass nicht trainiert wurde habe ich noch nicht mit ihm gerechnet... Respekt. Der Zeugwart findet seinen Wechselplatz auf Anhieb und die Gummischnürsenkel bewähren sich in den Laufschuhen. Und schon ist er am wegrennen. 

Die Zuschauerradler packen es und fahren wieder heim und ich wechsel an die Laufstrecke. Kaum bin ich da kommt der Zeugwart vorbeigerannt. Der Laufstil sieht ganz gut aus, aber der Zeugwart behauptet, dass es nicht gut laufen würde. Das ist sicherlich weit mehr als tiefgestapelt... also mache ich mir auch hier keine Sorgen und wechsel geruhsam an die Zielgerade. 

Von den ersten Athleten im Ziel höre ich bereits erstaunliche Geschichten über RTF-gleiches Fahren auf der Radstrecke... Pulks von  Radlern hätten sich zusammengeschlossen und wären im Windschatten hintereinander hergebrettert. Mmhh. Schade. Bei nur einem Kampfrichter auf der Strecke gibt es leider immer wieder solche Athleten, die das ausnutzen. Denn die Ansage war mehr als klar. Vielleicht ein Verbesserungspunkt für den Veranstalter im nächsten Jahr?

Der Zeugwart kommt auf die Zielgerade und kann noch lächeln. Hervorragend. So ist ein Wettkampf doch prima. Damit ist eigentlich alles gesagt. 
Die Zielverpflegung ist ganz gut, was ich so sehe. Allerdings fehlt ein Bratwurststand und das wo Best Worscht doch unser Sponsor ist. 

Mir ist immer noch eiskalt. Ob ich heute noch mal auftaue entscheidet sich erst später. Auch im Ziel unterhalten sich viele Athleten über die RTF-Fahrer und auch der Zeugwart berichtet über 25Mann starke Pulks. 
Ich hoffe sehr, dass im nächsten Jahr noch ein oder zwei Kampfrichter diesen Umstand überwachen und der Wettkampf so nicht in ein komisches Licht abdriftet. 

Der Zeugwart ist nicht 100% zufrieden mit seinem Abschneiden... aber wann sind Männer das schon? Für das nicht vorhandene Training und die Überlastung kann er gut zufrieden sein. Vielleicht stellt sich die Einsicht ja auch noch ein? Ich finde den Wettkampf auf jeden Fall äußerst zuschauerfreundlich, die Helfer toll und den Sprecher super. Und ich glaube, wir sind im nächsten Jahr wieder mit dabei... vielleicht bin ich dann ein Motorradkampfrichter? ;-)
Der Zeugwart ist auf jeden Fall jetzt ein Kinziman. Soviel ist sicher. Theoretisch könnte Zieleinlaufmoderator das doch jedem Finisher zurufen, oder?

Als Finishergeschenk hat der Zeugwart übrigens ein Faustbier bekommen, dass er -wie er sogleich mitteilte- für den Bären aufheben wird. Lieber Bär, wann sehen wir uns denn? Nicht, dass das Bier schal wird. :-)

2 Kommentare:

  1. Gratuliere dem Zeugwart! Das einzig positive bei diesen Temperaturen ins Wasser zu müssen ist, dass das Wasser dann "schön warm" ist. Nur raus will man da wohl nicht mehr... Und auch in meinem Dunstkreis ist es mit den Männern so - zufrieden sind sie so gut wie nie. Einmal drüber schlafen und dann ist's besser...
    lg aus Wien, Sabine

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  2. Liebe Sabine, ich habe Deine Glückwünsche dem Zeugwart überbracht. Er hat sich sehr gefreut! Und mittlerweile ist er mit seiner Leistung auch ganz zufrieden... wie Du es vorausgesagt hast!
    Alles Liebe,
    Claudi

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