I know of no single factor that more greatly affects our ability to perform than the image we have of ourselves. (..) The most dramatic changes that take place…occur when you abandon a concept of self which had previously limited your performance. My job is to let go of the concepts and limiting images which prevent me from perceiving and expressing my greatest potential.”


(Timothy Gallwey, author of Inner Game of Tennis; in The Total Runner by Dr. Jerry Lynch)

Samstag, 23. Juni 2012

Essen? Da sind Sie hier falsch!

Heute ist ein windiger Tag. 

Aber weil wir Urlaub haben, ist uns das egal und wir wollen trotzdem radeln gehen.

Erst mal wechselt der Zeugwart netterweise meinen Mantel. Er fragt zwar, ob ich das nicht selbst machen möchte, aber da wir in absehbarer Zeit vom Hof rollen möchten verneine ich nett und bin dankbar, dass er mit geübter Hand übernimmt.

Der neue Mantel sitzt perfekt auf der Felge. Wir fahren los. Jede Berührung mit dem Sattel ist mehr als schmerzhaft für meine Sitzhöcker und ich bin mir sehr unsicher, ob ich nicht besser doch einfach umdrehe. 
Aber ich bin ja im Trainingslager und da muss ich diese Unwegbarkeiten halt hinnehmen.

Nach ein paar Kilometern geht es auch, der Hintern hat sich wieder an den Sattel gewöhnt.

Wir wählen eine andere Strecke und fahren heute grob Richtung Nordwesten. Der Wind bläst uns ordentlich entgegen. Was hier an Bergen fehlt, wird mit Gegenwind ausgeglichen. Die Passagen mit Rückenwind kann ich an einer Hand abzählen, so wenig sind es.

Wir fahren heute auf guten Radwegen. Allerdings haben wir uns auch geschworen, dass wir bei so einem schlechten Stück wie vorgestern sofort umkehren und Strasse fahren.
Soweit so gut. Es läuft ganz ok, aber wenn man den Wind abstellen könnte, würde es mir noch besser gefallen. Während wir so die Erhebungen im Stehen hochfahren und mit Affenzahn wieder runter schiessen rennt uns noch eine irre KamiKatze vor die Räder. Die saß friedlich und still am Wegesrand und rennt genau in dem Moment los, als wir auf ihrer Höhe sind. Weil wir sie nicht erwischen, muss Sie ihren Selbstmordversuch bei den nächsten Radlern wiederholen.

Wir steuern ein kleines Dorf an, in dem wir einkehren möchten. Die Strassenkarte zeigt ein kleines, verhaltenes Gaststättensymbol und wir sind extrem enthusiastisch, als wir an einer Ampel noch mal prüfen, ob wir richtig sind.
Ein netter Zeitgenosse fragt uns, was wir denn wohl suchen. Wir rufen rüber: "was zu Essen!" Und seine Antwort ist so genial, wie erschütternd:"Essen? Da sind Sie hier falsch!" Bitte was? Da biegt er ab, ohne dass wir ihn noch mal befragen können. Gut, dass die Postfrau in der Nähe ist. Wir fragen sie noch mal, ob Sie uns sagen kann, wie wir am Besten zu dem kleinen, vielversprechenden Symbol kommen, und erhalten eine ähnlich vernichtende Antwort. Wir sollen uns mal umschauen...da gibts kein Gasthaus. Gut. Der Blick die Strasse rauf ist tatsächlich recht öde.

Im nächsten Ort ist ein Symbol mit Fahne aufgemalt. Wir setzen alle Hoffnungen in diese Fahne und fahren los. Mit ein paar "aus dem Sattel geh Übungen" verkürzen wir die Zeit und schon sind wir da. Das Lokal ist offen, Stühle stehen draussen und wir können uns tatsächlich was bestellen. Wunderbar.


Ich lerne, dass man in diesem Teil Deutschlands ein Omlett immer mit Bratkartoffeln macht. Die gehören quasi direkt zum Omlett dazu. Der Zeugwart lernt, dass ein Schnitzel mit Salat und Bratkartoffeln Hamburger Schnitzel heißt und dass dazu eigentlich noch Erbsen und Möhrchen dazugehören. Herrlich. Als ich auf die Toilette gehe zähle ich 8 Spinnen nur in meiner winzigen Kabine. Und ich komme mir riesig vor. Ich bin sicher, die Bedienung war noch niemals auf dieser Toilette. Ist ja auch nur für Gäste. Kein Wunder. 

Gut gestärkt und immer noch über den charmanten Ratgeber Herren "Essen? Da sind Sie hier falsch." lachend machen wir uns wieder auf in Richtung Hotel. Der Gigant knarzt ganz schrecklich und der Zeugwart wird später noch mal nachsehen, ob er da nicht wieder das schmieren kann. Das Knarzen ist wirklich nervtötend. Für einen Giganten einfach kein adäquates Geräusch. 



Nach 52km biegen wir auf das Hotelgelände ein. Wenn man den Gegenwind dazurechnet war ich locker 10km mehr unterwegs als das. Allerdings brauche ich mich auch nicht damit zu brüsten, denn die Teamchefin fährt ja locker noch mal 10km mehr als Arbeitsweg am frühen morgen. Da bin ich noch lange nicht. 

Der Gigant hat übrigens eine gebrochene Sattelstütze. Mmppfff. Für ein Rad, was gerade ein paar Monate alt ist erschütternd. Vor allem weil uns der Laden ausdrücklich gesagt hat, dass das Knarzen sicher nichts kaputt macht und wir ganz beruhigt damit rumfahren können. Unfassbar. 
Wir müssen nun also am Montag mal schauen, wie wir den Giganten wieder fit kriegen. 

Besonders freuen kann ich mich übrigens heute über unsere zwei Vereinsmädels. Die haben sich nämlich einen großen Traum in den Kopf gesetzt und sind dem gestern ein gutes Stück näher gekommen. Beide haben sich beim Ironman für 2013 angemeldet! Respekt. Ich bin neidisch, weil die Beiden so mutig sind. Aber ich freu mich riesig auf das teilweise gemeinsame Training! Die Betonung liegt auf teilweise... !!! 



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