I know of no single factor that more greatly affects our ability to perform than the image we have of ourselves. (..) The most dramatic changes that take place…occur when you abandon a concept of self which had previously limited your performance. My job is to let go of the concepts and limiting images which prevent me from perceiving and expressing my greatest potential.”


(Timothy Gallwey, author of Inner Game of Tennis; in The Total Runner by Dr. Jerry Lynch)

Donnerstag, 9. August 2012

Das Läufertaxi

Bei uns sind Läufertaxis ein begehrtes Transportmittel.
Läufertaxis sind immer genau dann am richtigen Ort, wenn der Läufer schwächelt, einem Hungerast erliegt, sich verletzt oder aus einem anderen Grund keine Lust mehr hat. Auf Läufertaxis ist einfach Verlass.
Heute fahre ich ein solches Läufertaxi. Ich fahre "auf Bestellung" und hole den Zeugwart ab. Manchmal ist es einfach schöner nicht wieder zurück laufen zu müssen, sondern einfach nur in eine Richtung. Ich kann das total verstehen und bin deshalb immer bereit das Läufertaxi zu steuern. Der Zeugwart läuft mal eben flotte 10km in eine Richtung und ich begrüße ihn auf dem vollsten Parkplatz im Rhein-Main-Gebiet. Alle Parkkünstler scheinen sich hier zu einem stell dich ein zu versammeln und ihr Bestes zu geben. Es ist wahrlich beeindruckend, wie manche Herren parken. Ich kann mit 100%iger Sicherheit sagen, dass es Herren sind, denn während ich noch auf den Zeugwart warte, steigen die ein und fahren weg. Beachtlich. Aber ich könnte mit diesen riesigen Autos wahrscheinlich auch nicht viel besser parken. Allerdings würde ich mich auch nicht kreuz und quer in den Weg stellen und andere beim ein-aus-oder umparken behindern. Ich würde eher weiter weg parken und hinlaufen. Na ja.
Für mein kleines Läufertaxi ist aber genug Platz, der Zeugwart steigt ein und ist froh, dass er die Läufertaxinummer immer parat hat. Er ist gut gelaufen, aber wie das so immer ist, er findet es nicht so richtig gut.

Als das Läufertaxi zu Hause ankommt beschließt er spontan, dass ich mir heute eine Laufbegleitung verdient habe. Ich bin verunsichert und verdächtige ihn sofort, dass er nur neben meinen neuen extrembunten Laufschuhen herlaufen möchte, aber das gibt sich schnell und so springe ich in mein Womensrun Finishershirt und wir stürmen die Laufstrecke.

Es läuft sich schlecht. Ich habe schwere Beine und bin total geschafft und müde. Der Zeugwart ist durch seinen ersten Lauf heute geschwächt und läßt mich netterweise vor rennen und gibt mir so das Gefühl, ich sei wahnsinnig fit, durchtrainiert und schnell. Ich laufe mein Tempo und es passiert zum ersten Mal, dass ich mich von Punkt zu Punkt hangel. Die Vereinsmänner erzählen öfter davon, dass sie in ihren Wettkämpfen die Strecke mit "und jetzt bis zur Brücke", "und jetzt bis zum Parkplatz" in Etappen aufteilen und es ihnen dann leichter fällt. Diese relativ kurzen Etappen zu schaffen steht gar nicht zur Diskussion und so wird sich die Strecke langehangelt.
Weil mir heute die Strecke schwer fällt, hangel ich mich also auch: "noch bis zum Weg", "bis zum Busch wo der Schatten beginnt" , "bis zum Wäldchen", "die Rampe hoch" etc. das funktioniert einfach wunderbar. Ich denke nich "nur" noch bis dahin und stelle mich auf eine Gehpause ein, ich denke "jetzt erst mal bis dahin". Das ist wunderbar. Und bei mir total effektiv.

Ich schaue mich ab und an zum Zeugwart um, habe ich aber jäh abgehängt und er hat wirklich keine Kraft mehr. Der Hungerast hat ihn voll in der Hand und als wir daheim ankommen rühre ich ihm gleich mal einen Dextro After Sports Drink. Immerhin ist unser ganzer Küchenschrank voll mit dem Zeug und da ist es ja das Mindeste, dass man da auch mal zugreift, wenn Not am Mann ist.

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