I know of no single factor that more greatly affects our ability to perform than the image we have of ourselves. (..) The most dramatic changes that take place…occur when you abandon a concept of self which had previously limited your performance. My job is to let go of the concepts and limiting images which prevent me from perceiving and expressing my greatest potential.”


(Timothy Gallwey, author of Inner Game of Tennis; in The Total Runner by Dr. Jerry Lynch)

Sonntag, 5. August 2012

Frankfurt City Triathlon

Das Keksgeheimnis läßt sich nun heute Nacht nicht mehr lüften. Der Wecker klingelt nämlich bereits unbarmherzig und kaum sitze ich auf der Couch und löffle mein Müsli, kommt auch prompt die SMS der Teamchefin, dass sie auf dem Weg sei. Ihr Jet ist also gestartet und ich weiß genau, dass mir nunmehr genau noch 48Minuten bleiben, bis ihr Jet im Hof landet und sie vor der Tür steht. Da kann die Welt und eben auch ich, die Uhr nach stellen. 

Wir haben bereits 23°C und von daher fällt mir die Kleiderwahl leicht. Und weil ich als Helfer beim Frankfurt City Triathlon eh ein Helfershirt anziehen muß, um für die Athleten als Ansprechpartner erkennbar zu sein, ist das Outfit obenrum gesetzt. 
Der Zeugwart legt das Vereins-Wettkampfoutfit an und so sind wir pünktlich fertig, als die Teamchefin 47Minuten und 34Sekunden nach ihrer SMS an unserer Tür klopft. 

Zum Langener Waldsee geht es im Race Official Jet und ich bin baff, wie viele Autos sich Sonntags früh so rum treiben. Es ist mächtig was los. 

In der Wechselzone herrscht noch die Ruhe vor dem Sturm. Es ist ganz ruhig und bis auf ein paar neongelbe Kampfrichter, die sich unter einem Pavillion zusammenrotten, um letzte Anweisungen entgegenzunehmen, ist keiner hier. Ich verteidige daher die Wechselzone gegen die anreisenden Athleten, die wie selbstverständlich ohne Kampfrichterkontrolle einmarschieren möchten. Wie die darauf kommen, dass das in Ordnung sein könnte, weiß ich nicht. Es ist mir so früh auch viel zu mühsam mir darüber Gedanken zu machen, warum manche Athleten das Gehirn an einem Wettkampfmorgen offenbar daheim lassen. 

Nachdem die Kampfrichter ihre Stellung bezogen haben, wechsel ich meinen Standort und begebe mich an die "Rote Beutel Abgabe". Herrlich. Hier geben die Athleten ihre Laufbeutel ab. Darin sollten im Idealfall die Sachen enthalten sein, die der Athlet in der zweiten Wechselzone gereicht bekommen möchte. Falls er also Radschuhe anhat, dann müssten Laufschuhe im Beutel sein, denn sonst muß ja in Radschuhen gelaufen werden. Vielleicht dazu noch eine Kappe oder ein Gel? Das bleibt natürlich jedem selbst überlassen. Barfuß laufen ist laut Sportordnung auf jeden Fall verboten.
Es ist sehr spannend zu sehen, wie die Athleten hektisch vor meinen Augen damit beginnen zu eroieren, was genau in diesen ominösen roten Beutel soll. Bei offensichtlichen Anfängern finde ich die Verwirrung verständlich...bei den sogenannten Ligastartern, mit ihren schicken Vereinsklamotten, den extra Triathlonrucksäcken, den Klickpedalen am Scheibenrad und den coolen Freunden im gleichen Gewand, verstehe ich das nicht. Und mir fehlt auch wirklich das Verständnis, wenn dämliche Fragen gestellt werden.  
Erst spielen sie sich auf und dann gibt's wegen so einem kleinen roten Beutel hektisches Durcheinander. Gut, es sind ja alles nur Menschen und das Adrenalin macht vor keinem Halt. Da kann man noch so cool rüberkommen. 
Ich stehe also da in meinem Helfershirt, gebe Auskunft, helfe den Athleten zu entscheiden, ob ihr Beutel eher bei Startnummer 1-500 oder besser doch bei 501 - 1000 aufgehoben ist und schmunzel über die coolen Jungs. Herrlich, dieser Triathlonzirkus.
Einer kommt an, drückt mir sein Rad in die Hand und sagt "Du bist doch Helfer, halte doch bitte mal schnell mein Rad". Tja. So kann man das Helfershirt also auch interpretieren.
Bald sind alle Beutel abgegeben und abgeholt und ich flitze zu meiner nächsten Aufgabe. Der Schwimmstart. Dafür muß ich durch die Wechselzone und kriege noch am Rande mit, wie mein neuer Lieblingsbundeskampfrichter sich ganz besonders für etwas interessiert und sich eine Startnummer geben läßt. Bundeskampfrichter ist eine Lebensaufgabe. Er ist wunderbar sympathisch und mit seiner Art einfach besonders liebenswert. Und interessiert.

Aber ich wollte ja zum Schwimmstart. Beim Frankfurt City Triathlon handelt es sich um einen Landstart aus einer Startbox. Das bedeutet, dass alle Athleten an Land (ganz im Gegensatz zu "im Wasser") stehen und mit dem Startschuß ins Wasser laufen sollen. Dort wird dann nach einigen Metern mit Schwimmen angefangen. Als ich zur Startbox komme ist diese praktisch leer. Dafür sehe ich 10m neben der Startbox eine Horde grünbekappter Athleten im Wasser stehen. Fein säuberlich aufgereiht in 4er Reihe. Ich bin verwirrt. Landstart heißt ja mit trockenen Füßen, aber offenbar nur für mich.
Direkt vor mir stehen die goldbekappten. Unter ihnen auch die Profis wie Timo Bracht, Faris al Sultan und Meike Krebs. Alle mit nassen Füssen. Nicht etwa vom einschwimmen... nein, sie stehen im Wasser.

Ich habe keine Handhabe gegen die Athleten, alle wissen es besser, als die kleine Helferin im blauen Shirt. Ich gebe mein Bestes und erkläre den Herrschaften noch mal was ein Landstart ist und warum Füße im Wasser nicht sein kann, aber dann ertönt der Startschuß und alle sind weg. Fast alle. Denn es war kein Startschuß sondern eine Trillerpfeife. Ich habe ein Ironman déjà vue. Der Startschuß wird dann aber gleich nachgeliefert und so folgen die Goldbekappten den Grünbekappten mit etwas Abstand. Die Grünen werden heute definitiv Bestzeit schwimmen, denn beim Startschuß haben sie die erste Boje schon weit hinter sich gelassen.
Faris al Sultan steht weiterhin im Wasser vor mir. Ich lächel ihn an und sage einfach nur "dann halt beim nächsten Mal". Er ist wütend, das merke ich. Also halte ich besser den Mund und spare mir weitere Kommentare.

Ich versuche bei den nachfolgenden Starts weiterhin mein Bestes und höre mir dabei auch allerlei Beleidigungen und Kommentare der Athleten an. Besonders schlimm finde ich die Ligastarter, die schon bei der Beutelabgabe dachten, sie seien etwas Besonderes. Direkt neben mir stehen ein paar Kampfrichterkollegen, die mit ihrer Anwesenheit aber leider bei den Athleten keinen Respekt erhalten. Eine verkehrte Welt irgendwie.
Der Profiathlet startet heute Olypmisch und er startet soweit aus der Startbox, dass ich ihm kurzfristig nicht mehr sehen kann. Er ist aber, wie üblich, die Ruhe selbst, und jagt Timo, Daniel und Co. unbarmherzig hinterher. Die werden sich warm anziehen müssen.

Nachdem alle Olympischen Athleten ins Wasser gegangen sind, ist es für unsere Vereinsstarter und für Frau Duck an der Zeit, sich langsam auf den Wettkampfstart vorzubereiten. Die schwarzen Beutel werden gepackt, die Einnahme von letzten Gels soll dafür sorgen, dass der Athletenkörper heute Höchstleistungen vollbringt und nach einem letzten Gruppenvorstartfoto werden die Waldseetoiletten noch geschätzte 18mal aufgesucht. Die Aufregung ist spürbar. Ich, weil fast unbeteiligt, kann sie genießen.
Nachdem ich unsere Vereinsathleten in die Startbox verfrachtet und noch schnell viel Spaß gewünscht habe, geht's für die auch schon los. Nur der Zeugwart wartet noch an Land, denn seine Startgruppe ist erst in 25Minuten dran.
Ich pilgere zum Schwimmausstieg und feuere die Aussteiger entsprechend an. Den Vereinsmädels rufe ich noch zu, dass heute nicht geföhnt werden muß... und schon sind alle durch die Wechselzone verschwunden. So schnell ist die erste Disziplin auch schon vorbei, bei einer Sprintdistanz.

Nach dem letzten Schwimmstart fahre ich nach Frankfurt und erwische tatsächlich noch ein paar Vereinsathleten im Zielbereich. Erstaunlich, bei der Athletenfülle. Nachdem der Zeugwart im Ziel ist, merke ich wie vollkommen fix und alle ich bin. Dabei habe ich den Wettkampf überhaupt gar nicht mitgemacht.

Die Heimfahrt treten wir mit den Rädern an. Ich fahre das kleine Grüne und übe mich im Aufliegerfahren. Die ersten Meter sind gruselig, aber dann geht's. Ich jage einen Radfahrer mit viel Vorsprung und bin total entäuscht, als er urplötzlich anhält und so tut, als müßte er was trinken. Was soll denn das jetzt? Grad, wo ich sol toll auf Angriff gefahren bin. Na ja. Ein Blick auf meinen Tacho sagt mir, dass ich mit 37km/h durch die Gegend puste. Das ist flott. Ich bin schwer beeindruckt. Wahrscheinlich werde ich mit dem Auflieger zukünftig immer rasend schnell sein. Ich muß halt einfach nur öfter Rad fahren.

Vielleicht finde ich heute Nacht heraus, was es mit dem Kekstraum auf sich hat? Müde genug bin ich auf alle Fälle, als wir daheim ankommen.

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