I know of no single factor that more greatly affects our ability to perform than the image we have of ourselves. (..) The most dramatic changes that take place…occur when you abandon a concept of self which had previously limited your performance. My job is to let go of the concepts and limiting images which prevent me from perceiving and expressing my greatest potential.”


(Timothy Gallwey, author of Inner Game of Tennis; in The Total Runner by Dr. Jerry Lynch)

Donnerstag, 4. Juni 2015

Sehfest

Feiertag! Immer noch. Ich freu mich, umso mehr, weil heute ja auch noch Donnerstag ist und wir es heute definitiv endlich auch mal an den See schaffen. Zusätzlich ist es ja auch noch ordentlich warm heute, was natürlich nicht nur die Triathleten an den Langener Waldsee zieht. Schon heute Vormittag kam die Mitteilung, dass die alle Parkplätze belegt seien. Da kann man ja wirklich nur hoffen, dass die Menschen alle pünktlich zum Abendessen heim fahren, damit die Triathleten am See einen Parkplatz bekommen. So wird dem See heute zumindest auch mal überhaupt nicht langweilig. Erst Kinder und Eltern sowie zahlreiche Jugendliche, und zum Abschluss dann noch zahlreiche wasser- und bewegungshungrige Triathleten. So ein See hat auch wirklich ein Leben! 

Wir müssen diese Saison ohne die Teamchefin am See auskommen. Sie ist mit familiären Verpflichtungen in diesem Jahr gänzlich seeuntauglich. Also müssen der Zeugwart und ich alleine ran. Ich leide darunter natürlich mehr, als der Zeugwart. Er ist die ganzen Jahre alleine geschwommen und kennt die famose Begleitung der Teamchefin überhaupt nicht. Er kann also eigentlich gar nicht mitreden. Mitschwimmen aber sehr wohl. 

Heute ist die Schlange der Schwimmwütigen zur Anmeldung unheimlich lang. Die Swimnight in Langen wird von Sailfish veranstaltet und mit 25EUR für die Saison berechnet. Damit ist die Streckensicherung und ein Wertsachenaufbewahrungsservice abgegolten. Den Seeeintritt zahlt man dann noch extra. Auf den ersten Blick ein teurer Spaß, aber für die 11EUR Eintritt (zweimal Erwachsene plus ein Parkplatz) kann Sailfish ja nichts. Und ganz offensichtlich möchte die Stadt Langen auch ein bisschen was verdienen, wo sie den See schon hat. Das kann ich auch irgendwie verstehen. Und Triathleten sind ja schon mal per se keine ganz armen Leute... 

Wir melden uns also an und freuen uns sehr den Windschattenspender aus dem Trainingslager hier zu treffen. Wir haben es in der Zeit nach dem Trainingslager noch nicht zu einem Wiedersehen geschafft und deshalb ist das heute umso schöner. Die Zeit in der Warteschlange vergeht wie im Flug und ich verpasse meine Lieblingszahl um ganz zwei Zähler. Jeder wird hier nämlich benummert. 

Zurück am Auto springen wir rehähnlich in die Badeklamotten und ich schaffe es, dass mein Fahrersitz innerhalb kürzester Zeit so aussieht, als hätte eine Bombe eingeschlagen. 


Aber, ich habe an alles gedacht und finde mich zurecht. Das ist doch schon mal was wert. Irgendwie fühle ich mich besser organisiert als in den letzten Jahren. Vielleicht, weil ich mich nicht auf die Teamchefin verlassen kann? Sonst war sie immer da und hat noch mal abgefragt, ob wir auch alles haben. Da wußte ich schon, dass sie mal eine gute Mutter wird. Heute also, so fast ganz auf mich alleine gestellt, finde ich alles perfekt und der Zeugwart und ich marschieren kurz vor 19h in Richtung Wertsachenabgabe. Dort deponiere ich nämlich meinen Autoschlüssel... 

Die Schuhe stellen wir neben die Picknickdecke einer Freundin, die samt Baby das bunte Triathletentreiben vom Ufer aus betrachten wird, und schon stürzen wir uns quasi ins frische Nass. Frisch ist dabei noch nett ausgedrückt. Der See hat so um die 18°C, wenn man es sich warmreden möchte, und so ein Neoprenanzug ist eben doch kein Taucheranzug der super isoliert. Ich friere also. Es ist wirklich ziemlich kühl. Und an meinen Füßen ist noch nicht mal Neopren... unglaublich. Dann also mal los. 

Ich starte meine Uhr und gehe langsam voran, bis das Wasser auch meinen Rückenreissverschluß entdeckt hat und sich dort zutritt in meinen Neo verschafft. Brr. Dann verabschiede ich mich noch mal vom Zeugwart, wir klären, dass wir beide heute die kleine Runde in Angriff nehmen und dann schwimme ich los. Erst mal ein paar Züge Brust. Es ist der Wahnsinn, was ich heute alles sehe. Ich trage nämlich meine Kontaktlinsen. Unter Wasser nützen sie nichts, da sehe ich noch nicht mal wirklich meine Hand, wenn sie vorne eintaucht, aber über Wasser ist es heute ein wahres Sehfest: Bojen, Schiffe, Menschen, das Ufer, die Surfbretter... ich kann alles sehen und das von Weitem, Nahem und überhaupt. Echt super diese Kontaktlinsen. Ich bin mir gar nicht sicher ob mein Kontaktlinsenspezialist aus Bruchmöbel  überhaupt realisiert, was er Menschen wie mir mit der doch recht langwierigen und mühevollen Anpassung von Kontaktlinsen für eine Lebensqualität ermöglicht? Für normal Sehende ist das ja sowieso schwer zu verstehen. 

Jetzt ist es  Zeit um auch den Kopf ins kühle Nass zu tauchen und zu kraulen. Eigentlich wäre jetzt der Start an der Uhr sinnvoll gewesen... ich bin bestimmt schon ein paar Minuten im Wasser ohne mich groß von der Stelle zu bewegen. Die Uhr wird so aufzeichnen, dass ich unfassbar langsam bin. So ist allerdings die Geschwindigkeitssteigerung in der nächsten Woche gesichert. Das kann auch motivierend wirken. 

Kraulen klappt super. Meine Atmung ist ruhig und die Dreieratmung funktioniert ebenfalls vorbildlich. Ich habe das Seeschwimmen offenbar nicht verlernt?! Das ist schön. Die erste Boje erreiche ich in Lichtgeschwindigkeit. Ich bin heute so schnell, dass ich tatsächlich auch zahlreiche Schwimmer überhole. Oder es heute zumindest sehen kann... wer weiß? Auch die zweite Boje der kleinen Runde ist ruckzuck erreicht und schon schwimme ich zurück zum Strand. 

Ob der Windschattengeber und der Zeugwart wohl schon auf mich warten? 

Ich denke heute beim schwimmen die ganze Zeit an die Teamchefin und wie wir so nebeneinander hergeschwommen sind früher. Dabei schaue ich nach den Kränen und dem Ufer und bin baff, dass ich  tatsächlich alles erkennen kann. Was ein Luxussehen heute. Ganz toll. Auch auf dem Rückweg zum Ufer überhole ich zahlreiche Schwimmer um mich rum und bin dann auch ziemlich flott wieder in dem Bereich, wo ich stehen kann. Und da sehe ich den Zeugwart. Er ist längst hier und wartet. Unglaublich, wie schnell er schwimmen kann. Wir warten noch auf den Windschattenspender, der die kleine Runde heute unheimlich genießt und auskostet, und dann folgen wir dem Protokoll:


In üblicher Art und Weise springen wir noch im See aus den Neo's, holen den Autoschlüssel und ziehen uns am Auto wieder um. Dann bestellen wir Pizza und fahren zur Nachseeschwimmen -Traditionspizzeria. Heute nehmen wir den Windschattenspender mit, der verhungert nämlich ebenfalls. 

4 Kommentare:

  1. Hallo Claudi,
    also ich will unter Wasser gar nicht sehen, was da ist :-) .
    Wir testen morgen früh das erste Mal im Freiwasser, sonst stehen wir nächsten Sonntag am Start und sind bis dahin nur im Becken geschwommen.
    Das Essen danach ist auch schon fest eingeplant. Wahrscheinlich ähneln sich die freien Tage und Wochenenden bei allen Triathleten :-) .
    Liebe Grüße
    Karina

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    1. Hallo Karina,
      unter Wasser ist ja eh meistens egal... aber das Ufer! Das ist doch prima! :-)
      LG
      Claudi

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  2. Wie lang ist denn die "kleine Runde" und wie lang hast du gebraucht? Ich bin absolut kein Freiwasserschwimmer^^ Liegt aber eher daran, dass es eigentlich nur lange Strecken dort als Wettkampf gibt.

    LG Lara

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    1. Hallo Lara,
      die Strecke ist irgendwas zwischen 700 und 800m und die Uhr habe ich nach 17min gestoppt. Natürlich nachdem ich alle am Ufer begrüßt hatte. ;-)
      Viele Grüße, Claudi

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