I know of no single factor that more greatly affects our ability to perform than the image we have of ourselves. (..) The most dramatic changes that take place…occur when you abandon a concept of self which had previously limited your performance. My job is to let go of the concepts and limiting images which prevent me from perceiving and expressing my greatest potential.”


(Timothy Gallwey, author of Inner Game of Tennis; in The Total Runner by Dr. Jerry Lynch)

Dienstag, 8. Oktober 2013

Würfelglück und Rangerverbot

Wenn man morgens aufwacht und bereits einen Frühstückswunsch hat, kann der Tag einfach nur genial werden. Er hat praktisch keine andere Möglichkeit. Mein Frühstückswunsch wird heute 1a in Roxy's Diner erfüllt und ich bekomme ein Omelette samt Hash Browns. Was will man mehr? 

Nach dem ausgiebigen Frühstück spazieren der Zeugwart und ich zurück in Richtung Aufzüge. Auch dieser Morgen ist voller Sport, weil der Weg zu den Aufzügen einmal quer durch das gesamte Hotel führt und damit gefühlt mehrere Kilometer lang ist. Unglaublich, und dabei bin ich gar kein Morgensportler. So stellt man seitens des Hotels wenigstens sicher, dass die Gäste etwas im Training bleiben. Unser Weg führt nicht nur einmal quer durch das Hotel, er führt auch einmal komplett durch das gesamte Casino. Das ist nicht schwer, denn wie in jedem Hotel hier in Las Vegas, ist auch das ganze Erdgeschoß des Stratosphere Tower Hotels ein einziges Spielcasino. Neben unzählbaren Spielautomaten gibt es auch zahlreiche bemannte Tische, an denen man sein Glück versuchen kann. 

Und weil ich ja ansonsten derzeit nicht gerade im Glück schwelge, versuchen wir es hier einfach mal. Wir erwischen einen Craps - Tisch mit geringfügiger Besetzung und einem sehr erklärwütigen Würfelchef. Nach kurzer Zeit verstehe ich sehr grob die wesentlichen Regeln und wir trauen uns und spielen mit. Würfeln hat ja nun wirklich nichts mit Kunst oder Talent sondern einfach nur mit Glück zu tun. Und weil wir ganz offensichtlich gut im Würfeln sind verdoppelt der Zeugwart mit seinem Wettgeschick unseren Einsatz und ich kann unser Glück kaum fassen. Der Mann an der Bankauszahlung lächelt... wahrscheinlich weil ich ihn anstrahle, als hätten wir Millionen gemacht. Den anderen Mitspielern haben wir mit unserer Würfelei mehrere Hundert US$ in die Chipkasse gespielt. Hier wird hauptsächlich mit großen Scheinen und dunklen Chips hantiert. 

Nachdem die Koffer gepackt sind, machen wir uns heute auf den Weg und verlassen Las Vegas in Richtung Osten. Der Roadtrip beginnt.

Wir haben heute einen Besuch im Zion Nationalpark geplant, aber weil die US Regierung nach wie vor darauf beharrt, dass sie sich in ihren Meinungen nicht annähern wollen, fällt ein Nationalparkbesuch offiziell flach. Alle Nationalparks sind geschlossen. Wir nutzen die Gunst der Stunde und lassen uns von der Utah Touristeninformation erklären, wie man sich in diesem Fall touristisch geschickt verhält. Immerhin sind wir ganz bestimmt nicht die einzigen Touristen, die durch den Government Shut-Down zu leiden haben. Der freundliche Herr gibt fleißig Auskunft, läßt uns zwischenzeitlich noch seine familiären Besonderheiten wissen und teilt uns mit, dass er bereits ausgiebig Auskünfte eingeholt hat um den Preis für einen Killer zu erfahren, den er auf die Regierung ansetzt. Aha. Nun gut, das sind mir persönlich dann doch etwas zu tiefe Einblicke in das Innere des Herren und wir schnappen uns die empfohlenen Karten und Flyer und brechen auf. Er bittet uns noch um Diskretion... nun ja, ich tue mein Bestes. 

Wir fahren trotz des Shut-Downs in Richtung Zion Nationalpark und halten auf dem Weg noch in St.George an. Hier machen wir eine Shoppingpause. Es ist früher Nachmittag und ich habe ein schlaftechnisches Erschöpfungstief. Aber das kann ja, so die Schlaubischlümpfe, die eh immer alles besser wissen, nicht an der Zeitverschiebung liegen. Klar. Ich bin also einfach so müde. Ich fühle mich wie durch einen Wolf gedreht und deshalb fährt der Zeugwart nach unserem Einkauf die letzten Meilen nach Springdale und ich kann auf dem Beifahrersitz entspannen. Und Bilder machen. 


Denn, obwohl der Nationalpark geschlossen ist, ist die hübsche Natur ja trotzdem da. Da kann selbst diese verrückte Regierung nichts dran ändern. Die Eindrücke sind überwältigend und das, obwohl wir vor zwei Jahren bereits hier in Zion waren und sich seit dem eigentlich nichts getan hat. Ich strahle wie ein Honigkuchenpferd, so schön ist es hier.

Unser Hotel in Springdale, 2Minuten vom Zion Nationalpark entfernt ist eine Wucht. Da hat Daniel, von amerika-ich.com wieder mal ganze Arbeit geleistet. Das Zimmer ist riesig, es gibt einen Pool und morgen früh ein herausragendes Frühstücksbüffet.

Nachdem wir uns kurz häuslich eingerichtet haben, fahren wir in den Nationalpark. Irgendwie kann ich nicht glauben, dass uns die Regierung den Urlaub verhageln möchte und so möchte ich das Elend mit eigenen Augen sehen. Der Ranger am Eingang weist uns darauf hin, dass der Park zu hat und wir lediglich auf der Hauptstraße durchfahren dürfen. Anhalten oder abbiegen sei ausdrücklich verboten. Ich verkneife mir die Frage, wer das denn kontrollieren möchte und ob ich bei einem Verstoß direkt im Weißen Haus vorgeführt werde, und der Zeugwart fährt rein. Die Amerikaner wissen, warum sie bestimmte Gegenden als Nationalpark ausweisen, ganz klar. Zion ist eine dieser phänomenalen Regionen. Die Landschaft ist gigantisch. 



Der Zeugwart fährt langsam durch den Park, alle Parkbuchten sind mit Pylonen abgesperrt und die Wege, die normalerweise durch den Shuttlebus bedient werden um die Besucher tief in den Canyon hinein zu bringen, sind mit Pylonen und beweglichen Zäunen abgesperrt. Und weil der Zeugwart ein Gesetzesrebell ist, hält er einfach trotzdem in einer Parkbucht an und wir beschauen uns fasziniert die hohen Berge, die Lichtspiele der tiefstehenden Sonne und genießen den Nervenkitzel, dass wir höchstwahrscheinlich gleich verhaftet werden. Oder so. 

Weitere Autobesatzungen räumen sogar ganze Straßensperren weg und fahren in die, eigentlich nur für Nationalparkbedienstete geöffnete, Straße rein. Wenn man hinter sich wieder alles absperrt scheint es nur halb so schlimm zu sein. So weit gehen der gesetzestreue Zeugwart und ich nicht. Wir genießen den Sonnenuntergang im Zion Nationalpark und sind durch den Governmental Shut-Down praktisch alleine. Das passiert sonst sicherlich auch nicht so oft. 

Nachdem wir uns noch von der hervorragenden Tarnung der ortsansässigen Wildtiere überzeugen konnten, der Zeugwart aber einen Unfall zielsicher vermieden hat, begeben wir uns zum Abendessen. Dank Murder Burger und Bill Burger im Oscars stellen wir sicher, dass wir heute Nacht zumindest nicht verhungern werden. Morgen werden wir der Regierung erneut trotzen und zielsicher den nächsten Nationalpark ansteuern. Mal sehen, wie rebellisch wir uns dort verhalten. 

Und heute Nacht? Da träume ich vom großen Würfelglück. Soviel ist sicher. 

4 Kommentare:

  1. Ihr seid sicher die letzten Rebellen da draußen!

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  2. Hallo Claudi!
    Deine Berichte machen echt Spaß und ich bin mir sicher, dass Ihr trotz Shutdown da drüben Euren Spaß habt!
    Falls Euch vor dem Rückflug nochmal das Spielglück hold sein sollte - ich würde auch was davon nehmen ;-)
    Viel Spaß noch da drüben!
    LG Daniel

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    1. Hallo Daniel,
      wegen dem Spielglück gebe ich Dir dann auf jeden Fall nochmals Bescheid!
      Viele Grüße,
      Claudia

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