I know of no single factor that more greatly affects our ability to perform than the image we have of ourselves. (..) The most dramatic changes that take place…occur when you abandon a concept of self which had previously limited your performance. My job is to let go of the concepts and limiting images which prevent me from perceiving and expressing my greatest potential.”


(Timothy Gallwey, author of Inner Game of Tennis; in The Total Runner by Dr. Jerry Lynch)

Sonntag, 21. Juni 2015

Bremsmädchen beim Giro Hattersheim

Netterweise hat der Motivator den Zeugwart und mich beim Giro Hattersheim mit angemeldet... und weil das schon gefühlte Monate her ist, kann ich jetzt auch nicht einfach einen Rückzieher machen, obwohl es draußen regnet und wir um 6h beim Frühstück sitzen, was sogar etwas früher ist, als unter der Woche. 

Ausreden würde ich spontan jede Menge finden, aber weil der Zeugwart und der Schwimmer, der ebenfalls mit angemeldet ist, total motiviert sind heute über 100km mit dem Rad zu fahren, will ich jetzt auch kein Bremsmädchen sein, und daheim bleiben. Dass ich trotzdem als perfektes Bremsmädchen fungieren kann, zeigt sich dann im Laufe des Vormittags, da bin ich sicher.

Wir treffen uns um 7:30h an der Anmeldung und montieren die Startnummern an den mitgeführten Startnummernbändern. Wahnsinn, dass wir daran gedacht haben heute früh. Ein erster Erfolg! Wir wollen heute als Fünfergruppe unterwegs sein, wobei ich mir nicht sicher bin, wie lange wir an den zwei Kollegen, die sich heute eingeklinkt haben, dranbleiben werden können. Die fahren zwar Mountainbike und sind ziemlich überzeugt davon nicht besonders flott unterwegs zu sein... aber in Wahrheit durchschaue ich die Tiefstaplerei schnell und weiß, dass ihnen mein Schnitt viel zu langsam sein dürfte.

Immerhin fahren wir fast 15km als Fünfergruppe und es ist ziemlich trocken.
 



Die Strecke hier ist wahnsinnig gut ausgeschildert. Es gibt Vorwegweiser, Gefahrenstellen sind super gekennzeichnet und auch die späteren Kontrollpunkte sind gut markiert. Als uns eine Gruppe bzw. eher ein D-Zug überholt, versuchen wir uns reinzuhängen und dran zu bleiben, aber der Schwimmer, der Zeugwart und ich geben auf und lassen die Kollegen fahren. Die können sich ruhig abschießen, wir dagegen sind vorausschauend und stellen mit einem kurzen Blick auf den Tacho fest, dass wir ja jetzt noch 100km vor uns haben und deshalb ruhig langsamer machen können.  
 
Das Profil der Strecke ist bergig. Ich habe selbstverstänldich keine Vorstellung wie doll bergig, denn der Zeugwart hat mich zwar entsprechend seines Amtes umfassend informiert, aber was sagen mir schon 1500 Höhenmeter? Gar nichts. Ich weiß weder, wieviele es auf Mallorca waren, noch wieviele eine Ironmanrunde hat, also habe ich keinen Vergleich und kann mir einfach nur Mühe geben. Vielleicht ist die Angabe des Veranstalters ja auch nicht 100% präzise?
 
Wir klettern heute wirklich ausgiebig. Ich rolle das Feld von hinten auf und es passiert mir praktisch an jedem Berg, dass ich von vollkommen fremden Radlern angefeuert werde. Nur noch mal zum Hintergrund, das hier ist kein Rennen. Wir fahren eine normal RTF die zwar im Rahmen des Giro Hattersheim statt findet, aber es erfolgt weder eine Zeitnahme noch ein gemeinsamer Start. Wir fahren einfach zum Spaß. Und alle feuern mich an. Da auf meiner Startnummer auch noch mein Name steht, gibt es sogar personalisierte Claudia Anfeuerung. Und manchmal habe ich sogar noch die Puste um mich zu bedanken. Allerdings selten. Es geht hier wirklich ständig nur hoch.
 
Manchmal muß ich anhalten, um kurz durchzuschnaufen und übe so mein längst einstudiertes Anfahren am Berg bis zur Perfektion. Das klappt wirklich hervorragend. Und während ich so hinter den Herren, stetig im Fettverbrennungspuls, herfahre, überholt mich einer, der sofort in Rage gerät. Wo denn die Kontrollstelle gewesen wäre und wie die denn bitte ausgeschildert war, will er wissen. Da keiner sonst so hier ist, offensichtlich von mir. Er motzt mich also ordenlich an, weil er keinerlei Hinweise auf den Kontrollpunkt gesehen hätte und dass das ja wohl total ätzend sei. Außerdem wäre das Wetter schrott. Dann zieht er von dannen. Und ich fahre einfach weiter Berg auf. Er hat recht, dass Wetter könnte besser sein, denn seit km 20 regnet es wie aus Eimern. Aber ich kann da ja nichts dafür. Und dass er zu schnell für die Schilder ist, ist auch nicht meine Schuld.
 
 
Die Herren warten an jedem Berg oben auf mich und ich bekomme auch immer etwas Zeit kurz auszuruhen und nachzufüllen, wenn ich die brauche. Meine Mitfahrer wirken mal so überhaupt nicht gestresst und manchmal habe ich das Gefühl, dass sie die Kurzpausen auch gut gebrauchen können. Der Regen und die Kälte verlangen uns heute viel ab, aber wie sagt der Schwimmer so schön, als wir mal einträchtig nebeneinander herrollen? Gar nicht so schlecht für einen 3. November, das Wetter. Den Humor haben wir also alle drei nicht verloren. Das ist die Hauptsache.

Ich freue mich riesig, als wir die letzte Kurve nehmen und auf einmal dann doch recht flott wieder zurück am Start sind. Da es die letzte Stunde auch nicht mehr geregnet hat, sind wir mittlerweile auch fast wieder getrocknet. Und den Kuchen können wir dann sogar in zaghaftem Sonnenschein genießen. Luxus pur.
 

4 Kommentare:

  1. Liebe Claudi,
    Glückwunsch :-). 100 km und 1500 HM sind ordentlich. Und das Wetter verlangt einem da auch noch ganz schön was ab. Und glaub mir, die Herren waren jedes mal froh um die kurze Pause oben am Berg. Du musst ihnen jetzt halt nur noch angewöhnen, das sie oben einfach umdrehen und mit dir gemeinsam nochmal oben ankommen :-)))
    Wenigstens hattet ihr Sonnenschein zum Kuchen essen.
    Das ist doch auch schon mal was.
    LIebe Grüße
    Helge

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    1. Danke Helge! Ich finde den Sonnenschein zum Kuchen auch super!

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  2. Wow, ich kann nur immerwieder staunen, wie super sportlich Du bist!
    Auf dem letzten Foto sieht man total wie ungemütlich das Wetter ist. Hoffentlich stimmt die Wetterberichtvorhersage wirklich und am Wochenende kehrt der Sommer zurück ....
    liebe Grüsse
    Elisabeth

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