I know of no single factor that more greatly affects our ability to perform than the image we have of ourselves. (..) The most dramatic changes that take place…occur when you abandon a concept of self which had previously limited your performance. My job is to let go of the concepts and limiting images which prevent me from perceiving and expressing my greatest potential.”


(Timothy Gallwey, author of Inner Game of Tennis; in The Total Runner by Dr. Jerry Lynch)

Sonntag, 27. April 2014

Kloßfrei auf dem Rad

Wie von vielen lange erwartet, regnet es heute und zwar dauerhaft und richtig. Als ich aufwache prasselt es draußen, außerdem bin ich müde und merke meine Beine. Wahrscheinlich von meinem krassen Lauf gestern? 

Der Zeugwart soll heute 4 Stunden Fahrrad fahren. Da frage ich mich doch, ob der Trainer den Wetterbericht nicht kennt? Nun ja, ich will mal nicht so kleinlich sein. Wird schon seinen Sinn haben, denn auf dem Weg zu großen Zielen gilt: was sein muß, muß sein. Der Zeugwart ist also mit vier Stunden gesetzt. Auf meinem Rehaplan steht heute Rolle fahren. 45 Minuten will der Trainer. Allerdings habe ich heute etwas anderes vor. Ich möchte draußen Fahrrad fahren. Das weiß der Trainer natürlich nicht. Ich habe es ihm nicht gesagt, weil es ja nie sicher ist, ob so ein guter Vorsatz auch in die Tat umgesetzt wird. 

Besser positiv überraschen als den Plan nicht erfüllen. Ganz klar. 

Der Zeugwart überredet mich, mit ihm zusammen draußen zu fahren. Er hat vollkommen recht, denn es bringt nichts, wenn ich es immer vor mir herschiebe. Ich habe alle passenden Klamotten um auch bei Regenwetter unterwegs zu sein, warum also nicht? Stimmt. Also ziehe ich mich mal wieder gemeinsam mit dem Zeugwart an. Das war schon lange nicht mehr der Fall. Es ist nicht besonders kalt draußen, aber eben regnerisch und windig. Also greife ich zur Windstopperhose und zum gleichartigen Shirt und ziehe eine Regenjacke drüber. Außerdem meine "dicken" Handschuhe.  Meine Sportbrille habe ich seit dem Unfall noch nicht ersetzt... also greife ich zum Ersatzexemplar. Sieht ein bisschen komisch aus, aber egal. Wahrscheinlich ist bei dem Wetter eh keiner draußen außer uns. 

Wir fahren los und ich bin total verkrampft. Mein rechter Ellbogen tut mir seit dem Unfall weh, wenn ich den Arm richtig durchstrecke. Allerdings haben wir wegen Knie, Zähnen und Allgemeinbefinden hier nichts weiter getan. Zu viele Baustellen sind auch nicht gut und ich bin sicher, das wird auch irgendwann nicht mehr schmerzen. Wenn ich nun aber so verkrampft Fahrrad fahre, dann merke ich den Ellbogen massiv. Das lenkt ein bisschen ab. 

Wir fahren topfeben (bis auf ein paar Rampen, die tatsächlich vernachlässigbar sind) und drehen nach guten 45Minuten um. Da macht der Zeugwart auch ein Erinnerungsfoto von mir. 


Man kann den Dreck gut sehen, den das Rennrad bis fast zum Haaransatz hochgespritzt hat. Ich habe über die Monate anscheinend vergessen, dass es ratsam ist langsam durch Pfützen zu fahren. Nun ja. So hat die Regenjacke auch gleich doppelt ihren Sinn erfüllt. Wir bekomme nämlich auch einen ordentlichen Regenguss ab.

Nach dem Wendepunkt geht's mir irgendwie besser. Ich krampfe nicht mehr so extrem, ich habe mich an die hohe Trittfrequenz gewöhnt und ich kann ganz rund strampeln. Der Zeugwart ist überrascht und meldet, sogar er würde nun in seinem GA1 Bereich fahren. Ich freue mich. Angst habe ich derzeit keine und ich kann mir sogar vorstellen, dass ich gerade alleine fahren könnte. Mein Puls ist angestrengt aber nicht panisch, mein Herz klopft nicht bis zum Hals und der atemregulierende Kloß im Hals der mich die letzten Radausfahrten begleitet hat, ist verschwunden. Gut, dass es windig ist und ich sowieso ein paar Tränchen verdrücke, weil die Ersatzbrille nicht so gut abschirmt, wie die normale. Ist irgendwie schon überwältigend, wenn man auf einmal ohne Not Rad fahren kann. Als wäre ein Knoten geplatzt. Oder eben ein Kloß weggeschluckt. 

Wir sind nach 30km und 1:20h wieder zu Hause. Ich kann es kaum glauben und muß erst mal ein bisschen neben dem Rädchen stehen bleiben. Währenddessen sprintet der Zeugwart hoch, zieht sich die Laufschuhe an und ist auch innerhalb der nächsten Minute schon verschwunden. Er ist eben doch ein Wechselkönig. Irgendwann kriege auch ich die Kurve und lasse mein Rad los. Näher betrachtet muß es dringend abgewaschen werden. Und das vom Zeugwart auch. Also hole ich mir einen Eimer mit Wasser und rücke den beiden Dreckschleudern zu Leibe. Ordnung muß sein und Sauberkeit eben manchmal auch. 

Die Dusche ist einfach prima... so ganz ohne Kloß. 

19 Kommentare:

  1. Liebe Claudi,

    einfach nur schön zu lesen!! 30 km mit dem Rad - ein sehr guter Start!! Wenn der Anfang jetzt gemacht ist, geht es nächstes Mal noch einfacher! Da bin ich mir sicher!!
    Ich freue mich für und mit dir!!
    Liebe Grüße Anna

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    1. Liebe Anna,
      vielen Dank für Deinen Kommentar. Ich bin gespannt auf das nächste Mal...
      viele Grüße, Claudi

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  2. Liebe Claudi,

    ja, es geht noch! Super! Manchmal muss man sich einfach trauen und wenn der erste Schritt gemacht ist, kommt der Rest von selbst. Darfst stolz sein :-)

    Salut
    Christian

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    1. Danke Christian. Ja, der erste Schritt ist oft einfach am schwierigsten... das stimmt.

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  3. Hört sich doch spitze an!
    Wenn du mit dem Tempo weiter machst kann Hawaii ja kommen :-)

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    1. Urlaub auf Hawaii klingt herrlich... oder was hast Du im Sinn? ;-)

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  4. Hey Claudi,
    was eine Freude. Back on the bicycle :-)
    Und das auch noch unter erschwerten Bedingungen.
    Ich bin mega stolz auf dich.
    Liebe Grüße (auch an den Zeugwart) und mach weiter so
    Liebe Grüße
    Helge

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    1. Liebe Helge,
      dankeschön. Heute habe ich nicht wirklich Muskelkater... aber doch schon sehr müde Knochen. ;-) Aber ich freue mich, dass es gestern so gut geklappt hat.
      LG Claudi

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  5. Super. Super. Super. Ich freue mich für dich :-)
    Liebe Grüße
    Karina

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  6. Ja cool. Ich freue mich für dich... Jetzt heißt es "Weitermachen".

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  7. Yes! Das ist doch mal wieder ein Riesenfortschritt. Ich kann gut nachvollziehen, was Du empfunden hast. Als ich nach vier Monaten mal wieder zehn Kilometer einigermaßen schmerzfrei laufen konnte, habe ich auch geheult vor Glück und Erleichterung. Aber danach musste ich keine Schuhe putzen ...

    Liebe Grüße
    Rainer

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  8. Hallo Claudi,

    endlich wieder ohne Kloß! Was für ein Fortschritt. Ich freue mich so sehr für Dich. Jetzt kannst Du Dich wieder um andere Baustellen kümmern. Und die werden auch immer besser. Ganz bestimmt.

    Ich freue mich für Dich!!!

    Liebe Grüße vom Niederrhein,
    Thomas

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    1. Hallo Thomas,
      vielen Dank für Deinen Kommentar. Ich bin gespannt wie es beim nächsten Mal auf dem Rad wird.
      Viele Grüße, Claudi

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  9. Das freut mich so! Es ist schön zu lesen, dass es Schritt für Schritt wieder besser wird :-)

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  10. Erst Laufschuhe verabschieden und wieder rennen können :) dann auch eine so schöne Radfahrt. Schön, dass du auch dabei etwas locker werden konntest.

    Alles gute weiterhin.

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