I know of no single factor that more greatly affects our ability to perform than the image we have of ourselves. (..) The most dramatic changes that take place…occur when you abandon a concept of self which had previously limited your performance. My job is to let go of the concepts and limiting images which prevent me from perceiving and expressing my greatest potential.”


(Timothy Gallwey, author of Inner Game of Tennis; in The Total Runner by Dr. Jerry Lynch)

Sonntag, 15. Juni 2014

Wie weit isses denn noch im Kraichgau?

Heute fällt der Zeugwart förmlich aus dem Bett. Ich muß mich nochmal umdrehen. Er ist einfach besser im Training als ich und offenbar macht das mit der Kondition tatsächlich auch beim Schlafpensum was aus. Allerdings glühen seine Muskeln auch ordentlich und mir tut nur alles weh. Vielleicht wird das auch mal wieder besser? Derzeit trainiere ich ja hauptsächlich auf einem Bein stehen... Wahnsinn was so ein Unfall mit einem macht. 

Egal. Also ich stehe eben später auf, weil es früh für mich einfach nicht geht... und nach einer kurzen Nahrungsaufnahme geht's mit gepackten Taschen auch schon weiter zum nächsten Einsatz. Heute ist Triathlon im Kraichgau und wir fahren hin. Am Start sind einige Athleten, die uns wichtig sind und wegen denen sich die Fahrt in den Süden ganz sicher rentiert. 

Als wir vor Ort ankommen, parken wir altbekannt bei Lidl und traben zur Messe. Hier gibt's heute bei Magic Sportfood besondere Preise, die mir wirklich außerordentlich gut gefallen und ansonsten auch viel zu gucken. Aber eigentlich haben wir nicht wirklich Zeit, die wir vertrödeln können. Anfeuern hat auch immer etwas mit Timing und der richtigen Zeit am richtigen Ort zu tun. Wir entscheiden uns also in Richtung Radstrecke zu spazieren und einen geeigneten Ort für unseren Lärm zu finden. Die Teamchefin sitzt weiter unten, aber ich bin einfach zu faul noch weiter zu gehen und deshalb nutzen wir die Situation voll aus und sie bleibt mit dem Teammaskottchen im Schatten der Allee und wir im Schatten des Hauses. Hier gibt es ein Mäuerchen, das sich ganz herrvorragend dazu eignet, dass wir draufsitzen oder stehen. Klasse. Kraichgau ist eben einfach Triathlon. Hier wird an alles gedacht. 

Die Teamchefin kündigt von ihrer Position Sebastian Kienle an und knappe 4 Minuten später ist er dann bei uns. Ich juble was das Zeug hält, aber er ist voll konzentriert und nimmt mich nicht wahr. Zumindest gibt's keine Regung. Immer diese Führenden... es ist doch wirklich immer das Gleiche. Wir harren weiter aus und ganze 7 Minuten später, kommt dann erst wieder ein Athlet bei uns vorbei. Da hat der Sebastian aber wirklich einen beachtlichen Vorsprung. Respekt. 

Während der Zeugwart trommelt und ich mit meinem Schellenkranz versuche irgendwie den Takt zu halten, was mir -zugegebenermaßen- öfter als gedacht gelingt, trudeln die Athleten nach und nach in diese Wechselzone ein. Netterweise machen sich die, die wir kennen, dann auch bemerkbar, denn mein Geist ist ungefähr genauso angestrengt, wie meine Muskeln und scheint es nicht richtig auf die Reihe zu kriegen. 

Als Erstes schießt Helge an uns vorbei und winkt. Sie hat uns erkannt und ich schnall erst in letzter Sekunde, dass sie es ist. Herrlich... da lege ich ja prima vor. Das kann ja was werden heute. Aber Helge ist auch wirklich viel zu gut trainiert, wie sie da hochtritt, das ist einfach zu flott. Ich hoffe, auf unsere weiteren Athleten und etwas Vorermüdung durch das Schwimmen und Rad fahren. Immerhin stehe ich hier an einem Berg, da erwarte ich Langsamkeit. Das was Helge abliefert, hat mit Langsam wirklich nichts zu tun. 

Die nächste, die netterweise winkt, ist das Sportopfer. Wir hatten sie nicht auf dem Schirm und deshalb bekommt sie auf dem Rad jetzt keine Ratschläge von uns. Aber natürlich werden wir sie integrieren, wenn wir später an der Laufstrecke sind. 
Dann ruft uns ein Athlet die Frage "Wie weit isses denn noch?" zu und ich bin verwirrt. Was genau will er denn nun von mir wissen? Den Weg bis zur Wechselzone? Die Entfernung bis ins Ziel? Wie weit der Berg hoch geht? Hat er keinen Tacho? Wirklich außergewöhnlich. Wie weit es ist, hat mich bisher noch keiner gefragt. Ich antworte ihm, dass es noch 500m sind und hoffe einfach mal, dass er schon weiß, dass noch gelaufen wird. Ist ja schließlich Triathlon hier. Scheinbar zufrieden fährt er weiter. Gut, wieder einen glücklich gemacht. 
Als mir der nächste Athlet die gleiche Frage stellt, muß ich mich allerdings doch etwas wundern. Also Auskunft steht bei mir nicht auf dem Shirt, sondern Best Worscht. Wahrscheinlich kann das aber keiner lesen hier im Ländle? Warum wissen die Athleten nicht, dass sie noch 21km laufen müssen? Ich nehme mir vor, dem nächsten Athleten 22km zuzurufen. Vielleicht fragt ja noch einer. 

Unter meinem Vorsatz muß nun allerdings Madita leiden. Die kommt nämlich als nächstes, angekündigt durch die Teamchefin und ungefähr 10Sekunden hinter Kienles Zeit, bei uns vorbei. Ich informiere sie, dass es nur noch 22km sind und dass wir uns auf sie auf der Laufstrecke freuen und schon ist auch sie vorbei gefahren. Warum sich alle bei diesen Wettkämpfen bloß immer so abhetzen... 
Lisabet ist noch nicht in Sicht. Der Athletentracker sagt, dass sie noch nicht bei Km80 durch ist und deshalb machen wir hier dicht. Die Teamchefin bleibt auf ihrem Posten und sie wird uns informieren, wenn sie in die Wechselzone fährt. Wir marschieren an die Laufstrecke. 

Hier hoffen wir nun auch endlich auf Karina zu treffen. Die hat uns auf dem Rad nämlich gefehlt, obwohl wir jeden Radfahrer in schwarz besonders genau angeschaut haben. Ich meine, Karina ist outfitmäßig wirklich äußerst schlecht zu erkennen, so in schwarz, also starre ich hier seit über einer Stunde jeden schwarzen Anzug an und danach ins Athletengesicht. Die Athleten müssen auch denken, ich hab nen Knall. Aber gut, wir suchen Karina und da müssen alle Hebel in Bewegung gesetzt werden. 

Auf der Laufstrecke kommen nun tatsächlich nach und nach alle Wichtigen an uns vorbei und nachdem wir uns gestärkt haben, ist auch Lisabet auf der Laufstrecke und wir müssen nun nur noch schaffen immer in die richtige Richtung zu schauen. Im Kraichgau läuft man nämlich Runden und begegnet sich beim Laufen ständig, auf dieser großen Straße. Das heißt wir müssen aufpassen wer jetzt gerade von welcher Richtung kommt, damit uns keiner durch die Lappen geht. Nichts ist schlimmer, als Athleten auch noch beim Laufen nicht zu erkennen. 

Als irgendwann, nach unzählbaren UV Strahlen, endlich all unsere Athleten im Ziel sind, marschieren wir noch mal ausgiebig über die Messe, machen Schnäppchen und handeln wie auf einem Basar. Und weil wir dann einfach müde sind und keinen unserer Athleten mehr mit Medaille finden, schleichen wir zum Auto und fahren nach Hause. Mir tut alles weh... denn auch als Anfeuerer kann ich meine Einbandstandübungen ja prima machen. 

6 Kommentare:

  1. Hallo Claudi,
    es war total schön euch an der Laufstrecke zu sehen. So konnte ich unauffällig anhalten und neue Kräfte sammeln ;-) .
    Es ist tatsächlich total motivierend, wenn man weiß, das dort oder dort jemand steht.
    Auf der Radstrecke hast du mich bestimmt nicht gesehen, weil ich, als ihr gegangen seid, wahrscheinlich noch gar nicht vorbei war. Ich war nämlich total langsam unterwegs. Bei km10 wollte ich schon das erste Mal umdrehen :-) .
    Liebe Grüße und nochmals vielen Dank fürs Anfeuern
    Karina

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    1. Super, dass es die Motivation gebracht hast, die wir wollten. Also dass Du langsam unterwegs warst habe ich nicht feststellen können... nur dass Helge irgendwie den Turbo anhatte... das haben wir gemerkt. :-)
      Erhol Dich gut!

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  2. Liebe Claudi,

    sehr schön und stimmungsvoll beschrieben. Aber keine Fotos? Schade, das hätte die SAche perfekt gemacht. Schön, dass Ihr Karina und Helge angefeuert habt. So ein Bloggerstammtisch hat schon auch Vorteile.

    Liebe Grüße
    Rainer

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    1. Ja Rainer, Du hast recht. Fotos wären gut gewesen... aber es gibt nur ein paar Einzelne meiner Athleten und da möchte ich erst fragen, ob es ok ist deren Identität auf dem Blog so preiszugeben. ;-) Vielleicht kommen ja noch Bilder nach...

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  3. Hallo Claudi,
    es war so toll euch zu sehen :-)
    Und ihr seid so gut zu erkennen. Eine echt tolle Farbe habt ihr da :-)
    Ihr habt das echt gut gemacht mit dem Anfeuern. Vielen Dank.
    Es ist ja wirklich schwierig, wenn man den ganzen Tag irgendwo steht und Leute an einem vorbei rennen oder fahren, irgendjemand zu erkennen.
    Und hier an der Stelle nochmal einen allerherzlichsten Glückwunsch an den Zeugwart zur 1. gemeisterten Mitteldistanz :-)
    Die 1. ist immer die schönste, weil man sich ja so gar nicht vorstellen kann, das man sowas schaffen kann.
    Also Hut ab und er soll es einfach noch ganz lange genießen.
    Liebe Grüße
    Helge

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    1. Liebe Helge,
      es war sehr schön Euch im Kraichgau zu sehen. Du bist einfach viel zu schnell gewesen... wie soll das in Roth nur werden? Du sollst die Strecke doch genießen und nicht so hetzen... tztztzt ;-)

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