I know of no single factor that more greatly affects our ability to perform than the image we have of ourselves. (..) The most dramatic changes that take place…occur when you abandon a concept of self which had previously limited your performance. My job is to let go of the concepts and limiting images which prevent me from perceiving and expressing my greatest potential.”


(Timothy Gallwey, author of Inner Game of Tennis; in The Total Runner by Dr. Jerry Lynch)

Sonntag, 21. September 2014

Big guys do cry

Der Wecker klingelt tatsächlich um 3h und um 3:45h sitzen wir wie geplant im Auto. Ich glaube, das passiert dem Valet Parking Mann auch nicht ganz so oft... aber er zeigt es nicht. Er öffnet mir die Tür, als wäre es 15h am Nachmittag und wünscht uns einen erfolgreichen Tag. Na dann: auf geht's. 

Wir fahren nach Süden, über die Radstrecke in Richtung Squaw Valley. Hier, wo 1960 die Winterolympiade statt fand, ist die zweite Wechselzone und später dann auch das Ziel des heutigen Ironmans. Wir müssen heute unsere Lüftung im Auto auf Umluft schalten, so verraucht riecht es hier auf der Strecke. Es ist noch stockdunkel, aber der Geruch trügt nicht. Ich glaube nicht daran, dass hier heute ein Ironman statt findet... der Veranstalter hat gegenüber den Athleten eine Verantwortung. Vielleicht male ich aber auch nur schwarz und es kommt noch ein Wind auf, der den Rauch weg bläst. 

Dann allerdings wäre Wind auf der Radstrecke. Ob das den Athleten gelegen kommt? 

Wir sind überpünktlich in Squaw Valley, statten uns mit allen notwendigen Ironman Utensilien aus, und marschieren an der langen Schlange der Shuttlebusse entlang nach vorne. Die Fahrt zum Schwimmstart dauert kaum 30 Minuten. Im Bus herrscht gute Stimmung. Die Athleten sind voller Vorfreude, ständig blitzt es irgendwo, weil noch ein Erinnerungsbild geschossen wird. Ich hoffe, dass Wind aufkommt. Inständig. Auch wenn die Athleten dann an manchen Stellen der Radstrecke sehr leiden würden. 

Die Radstrecke des Ironman Lake Tahoe ist sowieso nicht wirklich einfach... mit Wind wäre es noch härter. Auf der anderen Seite heißt es aber eben auch Ironman und nicht Kindergeburtstag. Ich bin unsicher, was ich wünschen soll. 

Als wir an der Wechselzone ankommen, herrscht bereits reges Treiben.


Jeder Athlet wird hier mit Edding markiert und die freiwilligen Helfer liefern sich wahre Wortgefechte um möglichst viele der Athleten abzubekommen. Die Wechselzone ist mit riesigen Strahlern beleuchtet, weil es mit der Straßenbeleuchtung hier in den USA eben einfach nicht so weit her ist. Die Stimmung ist einzigartig... wie es bei jedem Ironman der Fall ist. Eine Mischung aus der Routine der Mehrfachstarter und dem Adrenalin der Ersttäter. Viele sind mit ihren kompletten Familien angereist und es werden Hinweise ausgetauscht, wo mit Anfeuerung zu rechnen ist und wann der entsprechende Athlet genau dort zu sein plant. Alles ist wie immer.


Bis zu dem Zeitpunkt, als das Rennen abgesagt wird. Der Veranstalter hat keine Wahl. Der Rauch verzieht sich nicht, er wird schlimmer und die Rußbelastung ist viel zu stark, als dass man das Risiko eingehen möchte tausende Athleten diesem Gesundheitsrisiko auszusetzen. Ich bin in einer kurzen Schockstarre. Ich hab's gewußt. Wie schrecklich. Die armen Athleten. Das ganze Training, alles auf einen Tag ausgerichtet, der ganze Verzicht, die viele Zeit und dann fällt alles aus, weil ein einziger Vollidiot irgendwo ein Feuer gelegt hat, dass seit Tagen brennt und kaum unter Kontrolle zu bekommen ist. Für den Wind von heute Nacht kann keiner was. Aber besser macht es das trotzdem nicht. 

Obwohl ich kein Training hinter mir habe und auch kaum Zeit investiert habe, bin ich trotzdem massiv frustriert und kann jeden Athleten verstehen, der das durchmacht. Ich werde mehrfach angeschrien, weil die Athleten sich irgendwo Luft machen müssen... und mindestens genauso oft höre ich ein Danke, dass ich überhaupt hier bin. Ich habe noch nie soviele Männer weinen sehen. Das tut mir so unendlich leid. In der Wechselzone bricht kein Chaos aus. Alles passiert ziemlich geordnet. Wir werden gebrieft, welche Möglichkeiten die Athleten jetzt haben und wieder mal helfen der Zeugwart und ich wo wir können. 

Wir gehören auch noch zu den Glücklichen, die ihr Auto aus Squaw Valley abholen dürfen. Später hören wir, dass die Region evakuiert wurde und derzeit jeder Zutritt verwehrt wird. Das Gesundheitsrisiko den Rauch einzuatmen ist einfach zu groß. Was ein Vormittag... ich brauche sicherlich ein paar Tage um das zu verarbeiten. 

2 Kommentare:

  1. Bitter, aber sich Rauch und Ruß auf Lunge zu ziehen geht gar nicht. Dem Veranstalter blieb da keine andere Wahl. Aber als Athlet hätte ich wohl auch gek...t.

    Wirklich worst case :-((((

    LG Volker

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    1. Ja Volker. Ich bin auch immer noch traurig darüber. Die Athleten tun mir immer noch richtig leid...

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