Die meisten Schwimmgruppen sind gestern abgereist. Samstag
ist hier offenbar großer An- und Abreisetag. Neben uns und über uns wohnten viele
Schwimmer aus verschiedensten Nationen. Schwimmer hört man kaum. Obwohl die
Wände im Jardin Caleta Hotel eher aus Pappmaché als aus Beton sind. Die
Schwimmer waren von ihrem Training offensichtlich immer so fertig, dass sie
keine Lautstärke mehr aus ihrem Körper rausquetschen konnten.
Neu eingezogen sind nun Fußballer. Und zwar solche, die
gleich versuchen, jedem Stereotyp zu entsprechen, den ich irgendwann mal über
Fußballer gehört habe. Sie bemühen sich auch, möglichst jedes meiner
urtümlichen Vorurteile gegenüber Fußballern zu bestätigen. Das machen sie nicht
nur, weil sie schon bei ihrer Ankunft alle rauchen und sich erst mal Massen an
Alkohol besorgen, sondern auch, weil sie total rücksichtslos bis in die Puppen
laute Musik spielen und in ihren Zimmern rumschreien.
Ich scheine bei so etwas wirklich nur ausgesprochen schwer
verträglich zu sein. Wenn es genug ist, ist es genug. Also stehe ich gestern
irgendwann nachts auf, weil ich einfach nicht schlafen kann, gehe rüber und
spreche dem jungen Mann, der mir verschreckt die Tür öffnet, die dringende
Empfehlung aus, sofort und ohne weitere zeitliche Verzögerung die Musik leise
zu stellen und mit dem Lärm aufzuhören. Die Party wird sofort mehrere Stufen
leiser. Dank Pappmachéwänden sind die Herren trotzdem noch hervorragend zu
hören, allerdings kann für die Wände ja keiner was. Irgendwann schlafe ich ein.
Nach dem Frühstück prüfen wir die Neuankömmlinge vom
Ingolstädter Triathloncamp auf Verträglichkeit. Wir setzen uns vor die Tür auf
die Stufen, weil sich die Trainingsgruppe dort zu ihrer ersten Radausfahrt
verabredet hat. Pünktlich treffen alle ein und ich mache noch ein paar Fotos,
weil ich jemanden kenne. Das hätte ich übrigens auch nie gedacht... dass ich
auf Teneriffa mal jemanden treffe, den ich kenne. Verrückt. Wie auch immer
beobachten wir die Gruppenaufteilung und die Abfahrt. Diese Gruppe bietet so
viele verschiedene Helme, dass ich mir wie auf einer Messe vorkomme. Die
Auswahl an Modellen, Herstellern und Farben ist wirklich beachtlich.
Dann packen wir unser Schwimmzeug und laufen den Berg hinauf
ins T3. Hier ist heute gar nichts los. Klar. Die Schwimmgruppen sind abgereist
und wurden durch Fußballer ersetzt. Und Fußballer turnen ja nicht im Becken,
sondern auf dem Fußballplatz rum. Allerdings muß ich feststellen, dass die
Fußballmannschaft wirklich außerordentlich viel beim Training steht. Kein
Wunder, dass die nachts nicht müde sind. Nun ja. Das Becken ist auf jeden Fall
leer. Und zwar nicht nur das 25m Becken, sondern auch das 50m Becken. Komplett
leer. Keiner da.
Alle Bahnen sind nur für mich da. So stelle ich mir den
perfekten Sonntagsschwimm vor. Also ab sofort... dass ich mir jemals einen
perfekten Sonntagsschwimm überhaupt vorstellen würde, hätte ich sowieso nicht
gedacht. Aber heute sieht’s schon ziemlich gut dafür aus. Ich finde einen
freien Spind, nachdem Nummer 81 meinen EUR verschluckt hat und nicht mehr
hergibt, und dann bin ich am Beckenrand.
Ich schwimme jede 50m Bahn einmal durch und damit zickzack
durch das Becken. Herrlich. Die Zeit vergeht wie im Flug. Ich werde beantragen,
dass ich in Frankfurt ab sofort auch immer ein komplettes Becken nur für mich
haben kann. Leider geht mein zickzack Ding nicht ganz auf und so muß ich eine
Bahn doppelt schwimmen um wieder richtig zu „landen“.
Zu guter Letzt verlasse ich das Becken wieder über die
praktisch jungfräuliche Treppe, die höchstwahrscheinlich nur durch mich
überhaupt mal benutzt wird und der Zeugwart und ich trinken noch einen
Orangensaft. Heute Nachmittag ist dann die nächste Schwimmtrainingseinheit.
Also da würde ich auch mal gerne schwimmen-und das obwohl ich ja wirklich nicht der Schwimmertyp bin. Weiter viel Spaß beim Traineren und den "Fußballern"
AntwortenLöschenLieber Martin,
Löschenich bin auch kein Schwimmertyp, das habe ich hier mehr als einmal am Tag festgestellt. Aber es macht trotzdem viel Spaß.
Viele Grüße, Claudi
Das mit dem freien Schwimmbecken ist natürlich ein Genuss. Die Fußballer sind es weniger. So ist das halt mal. Leider. Ich erlebe diese Unterschiede zwischen Mannschaftssportlern und Individualisten auch als sehr deutlich. Leichtathleten treten in der Regel auch in Gruppen sehr umgänglich und offen auf. Da sind Fußball- und Handballmannschaften schon eher geschlossen und auf sich selbst bezogen. Das kann für Außenstehende auch als rücksichtlos empfunden werden.
AntwortenLöschenIch hoffe, Du hast auch Oropax im Gepäck.Das hilftzumndest ein wenibei dünnen Wänden.
Viel Spaß noch! Im Zweifelsfall einfach untertauchen ;)
Liebe Grüße
Rainer 8-)
Lieber Rainer,
Löschenzur Not mache ich einfach etwas Wasser ins Ohr, davon gibt es hier genug. Oder, wie Du so schön schreibst... einfach untertauchen. Auch eine gute Idee.
Viele Grüße, Claudi