I know of no single factor that more greatly affects our ability to perform than the image we have of ourselves. (..) The most dramatic changes that take place…occur when you abandon a concept of self which had previously limited your performance. My job is to let go of the concepts and limiting images which prevent me from perceiving and expressing my greatest potential.”


(Timothy Gallwey, author of Inner Game of Tennis; in The Total Runner by Dr. Jerry Lynch)

Sonntag, 25. Mai 2014

Der Mut und das Rad fahren

Gestern habe ich das Knie geschont, weil es eben ein Autofahrtag war, das hat ihm gut getan. Es zwickt und zwackt zwar die ganze Nacht, und ich wache auch oft auf, aber ich glaube, das liegt daran, dass es heilt und sich die Prellung eben immer mal mehr oder weniger bemerkbar macht. Ist bestimmt ein gutes Zeichen! Gestern habe ich gelernt, wie wichtig positives denken ist und deshalb mache ich das ab sofort auch, was das Knie angeht. 

Der Zeugwart und ich wachen früh auf. Unglaublich früh für einen Sonntag. Und weil wir heute beide Radfahren auf dem Plan stehen haben, ziehen wir uns auch zügig an und wollen los. Sonntags früh sind die ganzen Spezialisten, die denken Fahrradfahrer sind nur unterwegs um sie zu ärgern und ihnen persönlich den Tag zu versauen, noch nicht unterwegs. Das macht es angenehmer. 

Wir sind wirklich früh unterwegs und die ersten Meter finde ich wackelig. Dann geht's und ich fühle mich wohl. Und ich kann prima treten, obwohl es sicher extrem langsam ist. Aber der Zeugwart sagt, das es das nicht ist. Ich fahre stetig Mitte 20, mein Knie muckt nicht und die Natur und die frühe Uhrzeit ist super. Es sind nur ganz wenig Autofahrer unterwegs, dafür jede Menge Menschen, die zu Fuß oder mit dem Rad, Brötchen holen. Praktisch alle, die uns auf Fahrrädern begegnen tragen keinen Helm. Irgendwie trifft mich das jedes Mal. So, als würden die das nur deshalb machen, damit es mir einen Stich gibt. Dabei kenne ich die Leute gar nicht. Aber ich würde gerne jeden einzelnen von ihnen vom Rad holen und schütteln. Mache ich natürlich nicht. Jeder soll ja wie er oder sie möchte. So mache ich es ja schließlich auch. 

Heute fahren wir deutlich schneller als letzte Woche und auch streckenmäßig legen wir was drauf. Ganze 10km. Das klingt für den normalen Radfahrer vielleicht nicht viel, aber so eine Steigerung ist für mein Knie schon ordentlich. Ich freue mich besonders, dass es nicht mosert und auch die Nerven heute keine Überraschungen bereit halten. Die Brückenauffahrten kann ich gut wegtreten und in der Ebene bekomme ich -auch vorne im Wind- eine runde Sache auf den Asphalt.

Wir fahren an lauter blühenden Feldern vorbei und an Grasflächen, auf denen es vor Bienen nur so wimmelt. Wir erreichen den Rand des Spessarts und fahren gefühlt immer weiter weg von zu Hause, als zurück. Trotzdem steige ich nach 53km zu Hause vom Rad ab. Wie wir da genau hingekommen sind weiß ich jetzt so auch nicht mehr. Meine Orientierung ist ungefähr die eines Stuhls. Und zwar eines Stuhls, der nicht von hier ist. Beim Zeugwart ist sie besser und deshalb fährt er alleine noch eine Runde weiter. Immerhin steht bei ihm noch eine weitere Stunde auf dem Plan. 


Ich bekomme einen Snack bei den nettesten Nachbarn, die man sich so denken kann, um die Zeit bis zum nachmittäglichen Grillen zu überbrücken. Heute sind wir nämlich eingeladen und es werden Thüringer aufs Rost gelegt. Wie praktisch jedes Mal, wenn es ums Grillen geht, gibt es auch bei diesem hier viel zu viel zu essen und irgendwann kann ich mich nur noch im Sitz kugeln, weil ich eben wieder kein Ende finden kann. So lecker ist es. 

Und wenn viele Menschen zusammensitzen gibt es ja auch immer viel zu erzählen. Manches ist interessant, manches vergisst man auch wieder, manchem hört man gerne zu und manches verändert die Welt nachhaltig. So ist es auch heute wieder. Ich erfahre etwas, mit dem ich schon seit Wochen bzw. Monaten gerechnet habe, was uns nicht ganz direkt betrifft und trotzdem, wenn es dann real ist, irgendwie doch ab sofort Teil unseres Lebens sein wird. Manche Menschen sind einfach schrecklich mutig. Ich bin es nicht. Ich bin einfach nur froh, dass ich wieder Rad fahren kann. 

4 Kommentare:

  1. Die Fortschritte, die du machst, sind wirklich sehr interessant. Und man sieht schon das bei dir alles vorhanden war vor dem Unfall und jetzt eben Step by Step alles wieder zurückkommt!

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    1. Danke Markus. Es fühlt sich zwar nicht so an, aber wenn es jeder sagt, wird's schon stimmen.

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  2. Komisch, dass das Knie mal so und mal so drauf ist. Aber vielleicht liegt es ja tatsächlich daran, dass es am Abheilen ist. Das wünsche ich dir so sehr.
    Oder es liegt daran, dass es halt ein weibliches Knie ist. Immer diese Hormone...
    Liebe Grüße
    Karina

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    1. "Man" sagt, das hängt an den Nerven. Die wachen langsam auf und verbinden sich neu mit dem Gehirn und deshalb geht's manchmal besser und manchmal schlechter. Mechanisch paßt immer alles. Glücklicherweise. :-)

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