Obwohl ich erst kürzlich ein Pferd angefasst und sogar zwei von beträchtlicher Größe durch den schönen Vogelsberg geführt habe, weil ich bei der Teamchefin einen Tag Bauernhofurlaub gebucht hatte, weiß ich nicht, was mich heute früh reitet. Der Wecker klingelt wie üblich und eigentlich muß ich noch nicht aufstehen. Auch wie üblich. Ich stehe nur meistens mit dem Zeugwart auf, weil wir eben eine Familie sind und es deshalb schön ist, sich auch morgens zu sehen und gemeinsam zu frühstücken. Manchmal kann ich das nicht, weil ich einfach zu müde und geschafft bin, aber zu 90% aller Morgende klappt das. Es wird noch genug Zeiten geben, wo wir nicht gemeinsam aufstehen können.
Heute bin ich eigentlich nicht sonderlich fit, weil ich nämlich wegen des Schwimmtrainings gestern erst wirklich spät ins Bett gegangen bin. Ich habe auch nur durch ein Traumloch mitbekommen, dass die drei Topmodelfinalistinnen bei Stefan Raab waren, so fertig war ich. Nur Technik zu schwimmen scheint auch schon anstrengend zu sein.
Also heute früh stehe ich mit dem Wecker auf, frühstücke und dann ziehe ich mir meine Laufklamotten an. Der Trainer hat für heute 30Minuten laufen auf den Plan geschrieben und ich habe mir vorgenommen, den Lauf heute früh zu machen, damit ich heute Abend ausruhen kann. Dann kann ich auch ein paar Sachen ordnen und mich um meine Wochenendplanung kümmern. Mittwochs ist dafür der perfekte Tag. Draußen regnet es. Das ist ja prima um mit so einem Morgenlaufvorhaben zu starten. Da bekommt es der Schweinehund gleich richtig. Ich schnappe mir also meine Laufhose und meine Allwetterlaufschuhe sowie meine Regenjacke. Bei 10°C und Regen habe ich nicht auch noch Lust auf kalte Füße.
Es ist wirklich kalt und unangenehm draußen. Der Zeugwart fährt heute mit dem Rad zur Arbeit, er tut mir jetzt schon leid. Auf dem Rad ist es ja noch kühler. Meine Laufgeschwindigkeit produziert ja kaum „Laufwind“, aber er fährt Rad wie der Teufel und es gibt ordentlich Wind. Ich schleiche also windfrei durch die Gegend und bin darauf eingestellt, dass dies ein sehr einsamer Lauf wird. Nur gefühlte 1.000 Nacktschnecken –es ist wohl wieder diese Zeit im Jahr?- und ich. Aber ich werde eines besseren belehrt. Auf meiner mittlerweile üblichen 30Minuten Runde ist viel los. Mir begegnen drei Läufer, die allesamt rennen, als kämen sie zu spät zum Frühstück und alle nett grüßen. Außerdem überholt mich ein Fahrradfahrer, der mir einen wundervollen Tag wünscht und meiner Schweinehundbekämpfung mehr als ehrlich Respekt zollt und ich treffe einen Dalmatiner. Ich treffe auch noch drei weitere Hunde, aber die sind nicht so erwähnenswert. Hunde eben. Dalmatiner finde ich toll und deshalb freue ich mich sehr, dass er mir guten Morgen sagt und lauf Herrchen auch gleich mit „der tut nix“ beschrieben wird. Das hätte ich natürlich auch selbst gewußt, es ist ja schließlich ein Dalmatiner. Die sind von Natur aus toll, verstehen Menschen, haben meistens so um die 100 Nachkommen und sind einfach liebenswert. Dieser Dalmatiner freut mich ungemein.
Ich drehe nach 15Minuten um und laufe zurück. Diesmal ist der Weg wie ausgestorben. Ich habe tatsächlich alle hinter mir gelassen. Heute mache ich zeitmäßig eine Punktlandung daheim und weil der Regen mittlerweile schon ein paar Minuten aufgehört hatte, bin ich auch gar nicht mehr so naß, wie ich ursprünglich dachte. Und warm ist mir mittlerweile auch. Und ich bin außerdem froh, dass ich es durchgezogen habe und laufen gegangen bin. Der Schweinehund hätte mich ja auch überreden können einfach im Bett liegen zu bleiben. Hat er aber nicht.
Morgen steht ein 40Minuten Lauf im Plan. Ich will den wieder morgens machen. Vielleicht habe ich Glück und treffen den Dalmatiner wieder.
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