I know of no single factor that more greatly affects our ability to perform than the image we have of ourselves. (..) The most dramatic changes that take place…occur when you abandon a concept of self which had previously limited your performance. My job is to let go of the concepts and limiting images which prevent me from perceiving and expressing my greatest potential.”


(Timothy Gallwey, author of Inner Game of Tennis; in The Total Runner by Dr. Jerry Lynch)

Dienstag, 18. März 2014

Nebenjob?

Wenn ich alles machen könnte, wie ich wollte, dann würde vieles anders laufen. Die Frage ist, warum mache ich nicht einfach alles so, wie ich es will und warum läuft vieles nicht anders? Das ist eine sehr gute Frage. Eigentlich die Beste überhaupt. 

Manchmal denkt man selbst, man hat ein Talent, oder man kann etwas besonders gut, ist in den Augen anderer allerdings ein totaler Versager. Manchmal ist der Erfolg bei einer Sache aber sowieso zweitrangig und manchmal ist man in den Sachen eh am Besten, die einem unwichtig sind und die man eher so nebenbei kann. Zufällig eben. Die Ärzte haben es mal ausführlich besungen und ich kann ihnen da wirklich beipflichten. Manche Fähigkeiten kommen auch aus dem persönlichen Erfahrungsschatz. 

Ich kann aus diesem seit dem Unfall ärztetechnisch, behandlungstechnisch und auch sonst tief schöpfen und zu allen möglichen Dingen meinen erprobten Senf dazugeben. Meistens warte ich damit, bis ich gefragt werde. Selten dränge ich anderen mein Wissen auf. Manchmal aber schon. 

Wenn wir unseren Einkauf im real erledigen, dann muß um des Zeugwarts Seelenfrieden zu erhalten auch immer ein Abstecher in den Decathlon gemacht werden. Der ist genau nebenan und somit kein wirklicher Umweg. Die Seele verträgt die Abwechslung gut und insofern paßt das schon. Wir schlendern durch die mit zahlreichen WSV Schnäppchen lockenden Regale und der Zeugwart findet doch tatsächlich ein paar Dinge, die er schon ewig gesucht und nun endlich gefunden hat. Wunderbar. 

In der Radhelmabteilung probiert eine junge Frau Helme an. Sie wird von ihrem Vater begleitet. Ihre Anprobe verläuft etwas unorthodox um es mal vorsichtig auszudrücken. Helm auf den Kopf gesetzt und oben drauf geklopft. In ihren Augen sitzen alle gut. Und -was natürlich auch wichtig ist- das Spiegelbild gefällt. 

Eigentlich hänge ich mich bei sowas nicht rein. Das ist nicht mein Ding. Ich finde es auch dämlich, wenn mir andere ihre Story aufdrücken. Ungefragt. Allerdings weiß die junge Dame natürlich nicht, dass ich auf dem Gebiet Fahrradhelme mittlerweile praktisch ein Spezialist bin. Woher auch. Ich dränge mich also auf. 

Als Verkäufer tauge ich nicht wirklich. Glaube ich zumindest. Ich sage ihr, dass ich erst kürzlich einen schweren Unfall hatte, zusätzlich Kampfrichter bin und deshalb genau weiß, was der Helm auf dem Kopf zu tun hat und wie er sitzen muß. Und alle Helme, die sie gerade auf hatte, haben ihr noch gar nicht gezeigt, ob sie wirklich ihre Arbeit machen können, weil sie sie gar nicht richtig auf hatte. Ich erkläre ihr den Kinnriemen und wo das Dreieck unter dem Ohr sitzen muß. Dann zurren wir den Helm an ihrem Kopf fest und dann drücke ich von vorne dagegen und tue so, als wäre ich die Straße bei einem Aufprall. Ich nehme ihr die Illusion, dass ihr Gesicht heil bleiben wird, weil das ein Helm nun mal nicht garantieren kann... aber ich erkläre ihr, womit sie ihren Schädel und ihr Gehirn schützen kann. 

Sie wirkt froh und probiert die Helme nun ganz anders auf. Der Blickwinkel hat sich geändert. Vielleicht sollte ich einen Nebenjob als Fahrradhelmverkäuferin anmelden? Als wir sie später im Laden sehen, hat sie einen Helm in der Hand. Es ist keiner von denen, die sie mit dem Klopftest als passend rausgesucht hatte. 

2 Kommentare:

  1. Na da warst du vielleicht auch als Schutzengel und nicht nur als "Verkäuferin" unterwegs :)

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    1. Lieber Markus,
      das kann natürlich sein... dann wäre die Mission ja wirklich auf ganzer Linie ein Erfolg gewesen.
      Viele Grüße, Claudi

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